Coworking ist nicht nur ein Konzept für Geschäftsleute und StartUps. Auch im Sozialwohnungsbau und insbesondere für Arbeitssuchende bietet es sich an. Denn auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, passen diese beiden Welten aus verschiedensten Gründen gut zusammen.

Büros und offene Flächen in angesagten Gegenden, in denen Selbstständige, Angestellte und Gründer arbeiten: So stellen die meisten Menschen sich Coworking im ersten Moment vor. Eine ganz andere Vision eröffnet sich mit Coworking Spaces im Sozialwohnungsbau. Denn auch, wenn es auf den ersten Blick nicht so wirken mag, ist das Konzept Coworking dort sehr sinnvoll.

Dynamik und Vernetzung

Ein Coworking Space bietet zahlreiche Vorteile. Unter anderem kann er dazu beitragen, durch Dynamik und Vernetzung die individuelle soziale Situation von Menschen zu stabilisieren – egal ob alt, jung, mit oder ohne Behinderung und unabhängig von Sprachkenntnissen. Und auch, wenn es im ersten Moment nicht so erscheint, ist ein Coworking selbst für Arbeitssuchende interessant. Insbesondere dann, wenn ein Coworking Space ihnen regelmäßig zur Verfügung steht. „So ein Ort hilft ihnen, den Tag zu strukturieren“, erklärt Linda von habito e. V., die selbst viel mit Arbeitssuchenden zusammenarbeitet.

Ein Vorteil ist, dass die Menschen dort mit anderen Leuten zusammenkommen, die in derselben oder einer ähnlichen Situation sind. So können Kontakte geknüpft werden, aber nicht nur mit Menschen in ähnlichen Situationen, sondern auch mit solchen, die sich den Problemen der Leute annehmen. Peer-to-Peer Empowerment ist hier das Stichwort. Oft kommt es bei Arbeitssuchenden zu banal erscheinenden Problemen, zum Beispiel bei einer Formulierung in einer Bewerbung oder bei der Formatierung. Um nicht bereits an solchen Punkten zu scheitern und die Bewerbung letztendlich doch nicht abzuschicken, ist ein Coworking Space der ideale Ort für Arbeitssuchende. Dort werden sie an die Hand genommen und können Skills erlernen, die es ihnen erleichtern, bspw. einen Job zu suchen.

Oft fehlen Inspiration und Ressourcen

Die Menschen im Sozialwohnungsbau sind vielleicht aktuell keine StartUp-Gründer, doch oft arbeiten sie selbst an kleinen Projekten. Auch bei diesen können sie im Coworking Space Hilfe bekommen oder Inspiration finden, um erst einmal zu schauen, was sie überhaupt auf die Beine stellen könnten. Das kann eine kleine Veranstaltung sein, die sie organisieren, oder ein Workshop.

Auch die technische Unterstützung im Coworking Space ist wichtig. Denn oft scheitert es bereits am Vorhandensein eines Laptops oder Druckers, was dazu führt, dass Dinge nicht umgesetzt werden können. Insbesondere solche Ressourcen sollten daher in einem Coworking Space für den Sozialwohnungsbau und für Arbeitssuchende vorhanden sein.

Ansätze für die Umsetzung

Die Umsetzung eines solchen Coworking Space ist zugegeben nicht einfach. Ohne einen Verein oder andere Geldgeber im Rücken ist so etwas kaum machbar, denn die Arbeitsplätze können einerseits natürlich nicht von den Nutzern bezahlt, andererseits in der Regel nicht vom Anbieter ohne Weiteres kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Zudem empfiehlt es sich, Personal mit sozialarbeiterischem Hintergrund einzusetzen.

Als Ansatz für die Umsetzung bieten sich verschiedene Konzepte an. Einerseits könnte ein Coworking Space in Einrichtungen wie die Tafel integriert werden. Andererseits aber auch direkt in den Sozialwohnungsbau. Dies wäre eine weitere Ebene der Verbindung von Leben und Arbeiten. Zudem könnte solch eine Nähe zum Wohnort die Hemmschwelle eines Besuchs senken. Denn was für manch einen mit Bus, Bahn oder Auto problemlos erreichbar ist, ist für andere eine Strecke, die einen Besuch der Location nahezu unmöglich macht oder gar von vorneherein komplett ausschließt. Die Integration in soziale Wohnprojekte würde dieser Hürde entgegenwirken.

Doch muss es direkt ein ganzer Coworking Space sein? Auch herkömmliche Coworking Spaces könnten vereinzelt niedrigschwellige Angebote für bspw. Arbeitssuchende schaffen, gemeinsam mit (lokalen) Vereinen, die solch ein Projekt unterstützen würden. Und ob es auf Coworking Space Seite um neue Mitglieder und Eindrücke in der Community oder auf Seite der Bewohner sozialer Bauten um Anschluss und Hilfestellung geht: Im Endeffekt können alle Parteien davon profitieren.

Bild: Shutterstock.com/Armin Staudt
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