Festival und Arbeit, das passt auf den ersten Blick nicht zusammen. Aber: Wer feiern kann, kann auch arbeiten. Getreu diesem Motto bietet das Open Flair Festival in diesem Jahr spontan einen Coworking Space für seine Besucher an, der sich in unmittelbarer Nähe zum Festivalgelände befindet.

Open Flair FestivalSommer ist Festival-Zeit. In Scharen ziehen die Festival-Fans los, um sich auf großen Campingplätzen einzurichten und (in der Regel) für mehrere Tage die Musik und das Entertainment auf verschiedenen Bühnen zu genießen. Da denkt niemand an die Arbeit. Oder…? Doch!

„Wir haben immer wieder Leute hier, die zwischendurch mal ihre Mails checken, die noch einen halben oder ganzen Tag von hier aus arbeiten oder die zwischen den Auftritten, die sie spannend finden, noch ein paar Dinge für die Uni erledigen“, erzählt Alexander Feiertag. Er ist Leiter des Open Flair, einem Musikfestival in Eschwege in Hessen. Einmal im Jahr verdoppelt sich die Zahl der knapp 20.000 Einwohner durch die Festivalbesucher. Und in diesem Jahr gibt es etwas Neues: Einen Coworking Space.

„Wenn man so will, haben wir Coworking schon vor Ewigkeiten nach Eschwege gebracht“, erzählt Alexander. Denn der Arbeitskreis Open Flair e.V., der das Festival organisiert, hatte in seinen Büros schon immer einige Schreibtische stehen, an denen nicht nur Festival-Mitarbeiter gearbeitet haben. „Das war immer ein Kommen und Gehen.“ Irgendwann gab es dann auch „richtiges“ Coworking in Eschwege. „Das hat sich dann aber leider wieder verlaufen. Ich fand das immer sehr schade, dass es hier keinen Coworking Space gibt.“ Nun hat sich das aber, ganz spontan kurz vor dem Festival, geändert. „Wir haben immer wieder Anfragen bekommen, ob wir freie Tische haben. Auch vor Kurzem wieder. Da kam uns dann die Idee, für das Festival einen Coworking Space zu eröffnen.“

Coworking auf dem Open Flair FestivalAlso hat der Verein kurzfristig eine Immobilie in der Mangelgasse angemietet – ein ehemaliges Möbelhaus, das in unmittelbarer Nähe zum Festival-Gelände liegt. „Wir haben dann alles fertiggemacht mit ein paar Möbeln, so dass die Leute vernünftig dort arbeiten können“, erzählt Alexander. Ob nun noch etwas erledigt werden muss, das vorher nicht mehr in den Zeitplan gepasst hat, ob es ein Videocall ist, der nicht mehr verschoben werden konnte oder ob man sich vielleicht direkt mit Kontakten austauscht, die man auf dem Festival kennengelernt hat und die auch beruflich einen Mehrwert bieten könnten: Die Besucher scheinen überzeugt von der Idee. Nach der Verkündung auf Webseite und Social Media gab es bis eine Woche vor dem Festival bereits über 40 Anmeldungen für einen Platz im Coworking Space. „Natürlich können die Leute auch spontan vorbeikommen, wenn sie während des Festivals mal etwas am Schreibtisch erledigen müssen“, sagt der Festival-Leiter.

Und nicht nur die Anmeldungen zeigen, dass die Idee gut ankommt. In den sozialen Medien finden sich begeisterte Kommentare. So schreibt ein User, dass er dadurch sogar früher anreisen kann, ein anderer freut sich, dass sein Computer dann dieses Jahr vom Staub verschont bleibt. Es gibt also tatsächlich einige Festival-Besucher, die noch etwas zu Arbeiten haben oder andere Dinge erledigen müssen, für die ein Coworking Space perfekt ist. Wie es scheint, zieht das Prinzip Workation auch beim Festival.

Noch in dieser Woche geht es los, am Mittwoch startet das Festival mit seinen ersten Acts. Wie es danach mit dem spontan eröffneten Coworking Space weitergeht, steht zwar noch nicht fest, aber Alexander ist guter Dinge: „Wir überlegen, auch nach dem Festival mit dem Coworking Space weiterzumachen. Denn es gibt einige Leute, die in Eschwege wohnen oder zurückkommen und die remote arbeiten. Da schreckt die Option ‚Nur Homeoffice‘ aber oft ab. Mit einem Coworking Space können wir den Leuten die Möglichkeit geben, wohnortnah zu arbeiten und ihnen so vielleicht die Entscheidung erleichtern, in ihre Heimat zurückzukehren.“ So könnte aus einer spontanen Idee sogar ein langfristiges Angebot entstehen. „Ich könnte mir gut vorstellen, dass das klappt. Jetzt freuen wir uns aber erstmal auf das Festival.“

Bilder: Sascha’s Fotografie