Die Landflucht ist ein immer wiederkehrendes Thema und ein Problem, das viele ländliche Regionen betrifft. Die Gründe scheinen immer wieder die selben: insbesondere junge Menschen verlassen das Dorf für ihr Studium oder eine Arbeitsstelle in der Stadt. Doch nur etwa jeder fünfte kehrt wieder zurück in seinen Heimatkreis. Wie kann es also gelingen, mehr dieser Leute zurückzuholen, dort zu behalten oder auch geborene Großstädter davon zu überzeugen, in ländliche Regionen zu ziehen?

Pendeln ist ein großes Problem

Viele Leute schließen ländliche Regionen als Lebensort gar nicht aus. Besonders, wenn es in Richtung Familienplanung geht, wünschen sich viele Menschen einen ruhigeren Ort zum Leben. Außerdem ist das Leben auf dem Land um einiges günstiger und Kitaplätze sind viel einfacher zu finden als in der Großstadt, in der man oft sogar mehrere Jahre auf einen Platz wartet. Doch häufig scheitert ein Umzug in ländliche Regionen an der Tatsache, dass das Pendeln zum Arbeitsplatz zu lange dauert und zu aufwändig ist.

Ländliche Regionen müssen für frische Ideen sorgen, um mehr Menschen zurückholen zu können und Möglichkeiten bieten, auch ohne tägliches Pendeln ein angenehmes Arbeitsumfeld vorzufinden. Denn Homeoffice als Alternative ist oft nur für eine kurze Zeit schön. Jeden Tag am heimischen Esstisch arbeiten, umgeben von etlichen Ablenkungsmöglichkeiten und der Familie, löst das Arbeitsplatzproblem nicht. Es braucht innovative Lösungen, die Abhilfe schaffen.

Coworking Spaces sind die Lösung

Immer mehr ländliche Regionen setzen daher auf Coworking Spaces. „Weite Wege zur Arbeit rauben wertvolle Lebenszeit und belasten die Umwelt“, erzählte Harald Gemmer erst kürzlich in einem Interview mit uns. Er ist Bürgermeister der Verbandsgemeinde Aar-Einrich, die vor Kurzem eine Förderung für die Eröffnung eines Coworking Spaces im Rahmen des Projekts Dorf-Büros von der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz erhalten hat. „Mit der Einrichtung eines Dorf-Büros werden wir vielen Menschen die Möglichkeit bieten, von einem wohnortnahen Arbeitsplatz, der modern eingerichtet ist und auch von der technischen Ausstattung auf dem neusten Standard ist, zu arbeiten. Gleichzeitig erleben die Nutzer das Flair der Gemeinsamkeit, Kollegialität und des Wir-Gefühls“, erklärte er. Es ist also keine Entscheidung mehr zwischen zeitraubendem Pendeln und dem einsamen Arbeiten zu Hause. 

Coworking Spaces als Treffpunkt für Einheimische und Zugezogene

Coworking auf dem Land gleicht dem Coworking in der Stadt nur teilweise. In der Großstadt kommen die Menschen oft einfach nur zum Arbeiten und gehen dann wieder. Im ländlichen Raum ist ein Coworking Space auch ein sozialer Ort und ein Ort für Kultur. Nicht alleine im Homeoffice sitzen, sondern Networken im Coworking Space – im Dorf oft noch viel einfacher, weil der Space kleiner und familiärer ist. 

Das Knüpfen von Kontakten im Coworking Space kann außerdem Zugezogenen dabei helfen, sich schneller in eine Dorfgemeinschaft einzufinden und einzugliedern. Einheimische kennen sich untereinander oft bereits und es ist schwierig, sich in einer solchen Gemeinschaft einzuleben. Doch wenn im Coworking Space Einheimische und Zugezogene aufeinandertreffen, fällt das Kennenlernen direkt leichter. 

Die Initiative ergreifen

Wichtig ist, dass ländliche Regionen einen ersten Schritt Richtung Coworking machen, auch wenn der Anfang vielleicht steinig ist. Das hat auch die Stadt Wittenberge erkannt, wie uns Frederik Fischer, Initiator des Summer of Pioneers, in einem vergangenen Interview berichtete. „Je mehr junge Leute zurück aufs Land ziehen, desto mehr Nutzer gibt es. Außerdem ist es ein bisschen das Henne-Ei-Problem. Ziehen junge Leute zu mir, wenn ich keinen Coworking Space habe oder ziehen sie erst dann zu mir, wenn ich Coworking schon als Angebot habe?“ Es gilt also, eine mögliche schwierige Anfangszeit durchzuhalten, damit Coworking in der Region ankommen kann. Möglichkeiten, erst einmal zu testen, ob und wie es mit Coworking läuft, können Kommunen mit einem Konzept wie dem Popup Coworking Space in Roetgen. Da lautet die Devise: „Einfach mal ausprobieren“.