Coworking boomt. Die Anzahl der Coworking-Spaces weltweit hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Aktuell arbeiten rund eine halbe Million Menschen in 7.800 Coworking-Spaces. Und weil die Generation Y sich nach Selbständigkeit sehnt, gleichzeitig aber nicht allein im stillen Kämmerlein vor sich hin arbeiten möchte, erfreuen sich die geteilten Büros und Schreibtische immer weiter steigender Beliebtheit.

Was wäre ich selbst froh gewesen, wenn es Coworking schon damals in den 2000ern gegeben hätte. AIXhibit florierte mal und mal wieder nicht. In den ersten Jahren des neuen Jahrtausends schwankte die Mitarbeiterzahl immer irgendwo zwischen eins und fünf. Mal waren die Büros zu klein, mal zu groß. In der Folge sind wir mit der Firma alle eineinhalb Jahre umgezogen.

In den späten 2000er explodierte die Firma, zumindest im kleinen Stil, und mit einem Schlag waren nicht mehr fünf, sondern fünfzehn Schreibtische notwendig. Nicht immer gleichzeitig, aber doch notwendig. Dazu größere Besprechungsräume, Laufflächen, Klos. Und eine bessere Infrastruktur natürlich auch. Von jetzt auf gleich. Weitere Umzüge waren vorprogrammiert. Natürlich verbunden mit hohen Investitionskosten und dem Risiko, dass der Boom auch wieder enden könnte. Das Geld wäre dann aber weg.

Coworking wäre die Antwort auf unsere damaligen Fragen und Probleme gewesen. Keine Bürogemeinschaft, sondern flexibles Anmieten von Schreibtischen. Mal für drei Monate, mal dauerhaft und manchmal halt auch nur für einen Tag. Und alles was man braucht, ist schon da.

Coworking ist keine Bürogemeinschaft

Coworking-Spaces unterscheiden sich von der klassischen Bürogemeinschaft allein dadurch, dass sie nicht nur die komplette technische Infrastruktur bis hin zum VoIP-Telefonanschluss anbieten, sondern viel Networking ermöglichen, ganz Nebenbei. Früher nannte man das noch Synergie-Effekte.

Mitunter ist morgens nicht klar, wer Dir am Schreibtisch gegenüber sitzt. Bei Kaffee oder Kickerspiel wird das eigene Projekt oder Unternehmen gepitcht. Und abends sitzen Fintech-Programmierer mit SocialMedia-Experten beim Bier zusammen und verbessern nicht nur die Welt, sondern halt auch gegenseitig ihre Produkte.

Und auch die großen Firmen zieht es immer mehr in die schöne neue Arbeitswelt. Große Unternehmensberatungen, Versicherungen und Reiseveranstalter mieten sich in die Spaces wie das Berliner betahaus oder den Kölner Startplatz ein, um Teil der Inspiration zu sein. Während Großraumbüros, früher verpönt, heute vielfach anzutreffen, immer noch der Anschein der biederen Stromberg’schen Arbeitswelt anheim fällt, stehen Coworking-Spaces mit integrierten Cafès und Gewusel auf den Fluren für die Form von Arbeitsplatz, in der die Generation Y zuhause ist.

Was natürlich auch ein Nachteil sein kann, dieses Gewusel und besondere Anforderungen an die Coworking-Manager stellt. Den Vieltelefonierer kann man nicht langfristig neben den Programmierer setzen. Dem einen ist es zu laut, dem anderen vielleicht zu leise. Aber das gehört dazu und macht auch ein bisschen den Charme aus. Wer einmal Coworkingspace-Luft geschnuppert hat, dem wird es schwer fallen, wieder in ein kleines Team- oder Einzelbüro zu ziehen.

Coworking ist mehr als ein Arbeitsplatz

Denn Coworking ist mehr als das Anbieten von Arbeitsplätzen. Echte Coworking lebt von Veranstaltungen, von Workshops und Konferenzen. Coworking-Arbeiter stellen gegenseitig ihre Unternehmen und Projektideen vor, manchmal sogar noch weit vor dem ersten Tun. Einfach nur, um kritisches Feedback zu erhalten. Und das ist in solchen Pitches oftmals kritischer, als anfangs erwünscht. Aber wer freut sich nicht, wenn er mangelnde Akzeptanz seiner Geschäftsidee schon vor dem ersten vergeudeten Euro erfährt und nicht erst, wenn die Idee sich nicht am Markt durchsetzen konnte.

Die großen Internetfirmen, allen voran Google und Facebook, nutzen Coworking-Spaces schon längst, um hier ihre Schulungen durchzuführen. Die Zielgruppe ist direkt am Ort, man spart sich Anfahrt, Mühen und Kosten. Die Teilnehmer danken es zweifach. Auch, weil der Anbieter zum Arbeitsplatz kommt.

Und daraus, aus diesen Konferenzen und Workshops entstehen, es ist nicht zu übersehen, wieder neue Geschäftsideen und Business-Cases. Ganz nebenbei, aus diesen Synergieeffekten, aus dem Networking.

Coworking in Deutschland.

Dienstleistung spielt in der deutschen Wirtschaft eine immer größere Rolle. In Zeiten des Internets, in denen Geschäftsideen am Schreibtisch in der einen Stadt entstehen, aber ihre Zielgruppe in einer ganz anderen Stadt oder einem ganz anderen Land finden, da werden Coworking Spaces als neues Arbeitsplatzmodell weiter sprießen. Kurze Mietzeiten, vorhandene Infrastruktur. Der moderne Dienstleister braucht oft eh nicht mehr als einen schnellen Internetzugang und einen Schreibtisch.

Und deswegen entstehen immer wieder neue CoworkingSpaces in Deutschland. Inkubator für Gründer, Freelancer, kleine und mittelständische Unternehmen. Flexible Arbeitsplätze, Teambereiche, Café – flexible Arbeitsplätze mit moderner Büro- und Tagungstechnik ausgestattet. Workshops und Konferenzen direkt am Arbeitsplatz.

Bildquelle: Pixabay.com