Tobias Kollewe ist Gründer der cowork AG und Initiator des CoworkingCampus in Augsburg. Wir hatten im Rahmen der Studie „Social Media in Coworking-Spaces“ (erscheint Ende 2018) die Gelegenheit, mit ihm über Coworking & Co zu sprechen. Einen Auszug aus dem Interview veröffentlichen wir vorab bei COWORKINGJETZT

Was ist das Ziel der German Coworking Federation?
Die Coworking Federation vernetzt alle Coworking-Spaces in Deutschland und bietet eine Reihe von Angeboten für Coworking-Space-Betreiber und Gründer, die einen eigenen Space eröffnen möchten. Auf der anderen Seite haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, den klassischen Coworking-Space-Gedanken zu kommunizieren, der sich von reinen Flächenanbietern, die mit dem Buzzword „Coworking” werben, deutlich unterscheidet.

Wie sieht die aktuelle Situation in Deutschland aus? Wie viele Coworking-Spaces gibt es?
Aktuell gehen wir von rund 400 Coworking-Spaces in Deutschland aus. Die Zahl schwankt, weil Coworking-Spaces oft nach einigen Jahren wieder vom Markt verschwinden, weil Betreiber sich verändern möchten oder der Space selbst nicht profitabel läuft. Gleichzeitig entstehen momentan aber ebenso viele neue Spaces und Initiativen.

Die German Coworking Federation unterstützt die Erhebung „Interne und externe Kommunikation in deutschen Coworking-Spaces”. Wieso ist die Erhebung bzw. das Thema so relevant?
Coworking-Spaces arbeiten mit einem eigentlich sehr risikoträchtigen Geschäftsmodell: Flächen müssen über Jahre oder Jahrzehnte angemietet werden. Oft können die Mitglieder (Untermieter) aber mit Fristen von einem Monat selbst kündigen. Sowohl dem Aufbau einer lebendigen Community über soziale Netze, als auch der Mitgliederwerbung über digitale Kanäle kommen daher eine besondere Bedeutung zu, um neue Mitglieder zu gewinnen und die Mieterfluktuation zu be-grenzen oder umzukehren. Ich erhoffe mir von der Erhebung einen Best-Practice-Leitfaden, den unsere Verbandsmitglieder als Anregung für ihre eigenen Aktivitäten nutzen können.

Nutzt der Bundesverband selbst interne oder externe Kommunikationsplattformen? Wenn ja, welche?
Natürlich. Bei uns sind die Klassiker im Einsatz: Twitter, Facebook, Instagram, Newsletter. Dazu kommt ein Slack-Workplace, in dem wir unter anderem die Kommunikation mit den Mitgliedern, aber auch die Vorstandsarbeit koordinieren.

Welches Ziel wird damit verfolgt?
Wir verfolgen letztlich die gleichen Ziele, die auch Coworking-Spaces verfolgen: Wir nutzen die Kanäle sowohl für die Gewinnung neuer Mitglieder, als auch für den Aufbau einer aktiven Community. Zugegeben, das funktioniert mal besser, mal schlechter und hängt letztlich auch vom jeweiligen Kanal ab. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass diese Arbeit von Ehrenamtlern übernommen wird, die hauptberuflich selbst einen Coworking-Space betreiben. Und dass Social-Media-Kanäle nicht „mal eben nebenbei” nachhaltig betrieben werden können, auch das wird die Studie (vermutlich) belegen können. Um Twitter, Facebook & Co. erfolgreich zu nutzen (wie auch immer die Ziele definiert sind), ist mehr nötig, als hie und da ein paar bunte Bilder zu posten.

Würden Sie generell zustimmen, dass soziale Plattformen die Entwicklung von Coworking-Spaces fördern können?
Absolut. Wenn die Plattformen nicht nur als Content-Schleuder genutzt werden, sondern die jeweiligen Stärken sinnvoll eingesetzt werden – ich denke da beispielsweise an Remarketing oder Targeting – dann sind das sehr nützliche und erfolgversprechende Tools.

Wie schätzen Sie die zukünftige Entwicklung der Coworking-Spaces ein?
Die Anzahl der Coworking-Spaces wird in den kommenden Jahren deutlich zu-nehmen, insbesondere im ländlichen Raum. Dazu trägt die steigende Anzahl der Wissensarbeiter genauso bei, wie die Möglichkeit der Flexibilisierung von Arbeitsmodellen in Unternehmen. Immer mehr Firmen bieten ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, in Coworking-Spaces zu arbeiten und so z. B. die Pendelzeit einzuschränken. Hinzu kommen eine weitere Professionalisierung der Spaces und ein deutliches Wachstum – sowohl hinsichtlich der Coworking-Fläche, als auch in Bezug auf die Anzahl der Mitglieder. Interessante Zahlen dazu liefert jedes Jahr die “Coworking Survey” (www.deskmag.com)
Aber egal in welchem Umfeld, es ist immer noch viel Überzeugungsarbeit not-wendig. Da sind Pilotprojekte wie das CoWorkLand der Heinrich-Böll-Stiftung sehr hilfreich, um die Akzeptanz bei allen Beteiligten und Zielgruppen zu erhöhen.

Sie sind CEO der cowork AG, die im kommenden Jahr in Zusammenarbeit mit der IHK Schwaben einen weiteren Coworking-Space in Augsburg eröffnen wird.
Mit welcher Motivation wird der Space eröffnet?
Der CoworkingCampus ist eine Kooperation mit der IHK Schwaben. Wir wollen dort bewusst uni-nah Gründern und Wissensarbeitern einen Anlaufpunkt bieten, den es in dieser Form in der Region Augsburg noch nicht gibt. Dazu ist das Joint Venture mit der IHK ein bundesweites Modellprojekt, das sich auch auf andere Institutionen und Kommunen übertragen lässt.

Wie wird der Coworking-Space aufgebaut sein?
Nach dem Umbau des Gebäudes auf dem Campus der Uni Augsburg stehen in einem ersten Schritt 800 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Diese Fläche unterteilt sich in Open Space, Fix-Desks und Teambüros. Dazu kommen noch Besprechungsräume und eine Veranstaltungsfläche.

Für wen wird der Coworking-Space zugänglich sein?
Wie eigentlich jeder Coworking-Space steht der CoworkingCampus allen Interessierten offen. Wir haben trotz der Nähe zur Universität keinen speziellen Themenfokus. Letztlich darf jeder kommen und dort arbeiten, vom studentischen Gründerteam über den Webdesigner bis hin zum Landschaftsgärtner. Und natürlich streben wir auch die Zusammenarbeit mit Unternehmen aus dem gesamten Kammerbezirk an, die Projektteams entsenden oder die Fläche für Veranstaltungen nutzen.

Wie wird die Coworking-Community gefördert werden?
Eine solide Coworking-Community lässt sich leider nicht planen. Der Community-Gedanke kommt von innen heraus und muss sich selbst entwickeln. Wobei es natürlich durchaus Möglichkeiten gibt, das anzustoßen. Das ist unter anderem die Aufgabe eines aktiven Coworking-Managers, der sowohl „den Laden schmeißt”, als auch die Gemeinschaft weiterentwickelt. Das geht zum Beispiel durch Veranstaltungen, aber auch durch die aktive Nutzung von sozialen Netzwerken.

Ist die Nutzung von internen bzw. externen Kommunikationsplattformen geplant, bzw. nutzen Sie schon welche?
Wir haben schon mit dem Start des Projekts im Frühjahr 2017 begonnen, die einzelnen Kanäle aufzubauen – also rund zwei Jahre vor der geplanten Eröffnung. Wir versuchen dabei, die Nutzer dort abzuholen, wo sie sich bewegen und möglichst frühzeitig in das Projekt einzubinden. Das „co” steht ja auch für „gemeinsam”. Das gilt auch im CoworkingCampus-Projekt. Letztlich bespielen wir alle möglichen Plattformen: Twitter, Instagram, Facebook, Xing, Meetup, Slack etc.

Das komplette Interview mit Tobias Kollewe wird in der Studie zur Nutzung von Social Networks in Coworking-Spaces erscheinen.

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