In unserer Reihe #SPACES stellen wir  Coworking Spaces und hybride Flächenangebote aus ganz Deutschland vor. Im heutigen Beitrag geht es um die CoWorkBude in Hamburg. Dazu haben wir ein Interview mit Anneke Jansen, der Gründerin der CoWorkBude, geführt.

Location CoWorkBude14
Forsmannstraße 14b, 22303 Hamburg
Web https://cwb14.de/
Betreiber Anneke Jansen
Coworkingfläche 275 qm
Veranstaltungsfläche ca. 100 qm
Anzahl Schreibtische (fix und flex gesamt) 25 + Einzelbüros
Gründungsjahr 2018/19

Portrait

„CoWorkBude“ … das klingt sehr salopp und womöglich ein wenig baufällig. Und ja, es soll eher lässig zugehen, entspannt, ohne Schlips-und-Kragen-Dresscode. Und ja, das Loft war ganz schön baufällig, als Anneke Jansen sich entschlossen hat, etwas Neues daraus zu machen. Trotzdem, die Frage bleibt: warum hat sie ihren Coworking Space ausgerechnet „Bude“ genannt? 

„Buden“ gibt es inzwischen einige in Hamburg. Aber sie wollte gar nicht unbedingt einen fancy Namen suchen. Für sie hat der Begriff „Bude“ Geschichte. Und diese Geschichte ist ihre persönliche. Der Tischlermeister, der über 20 Jahre in diesem Loft sein Brot verdient hat, ist ihr Vater. Er nannte seine Werkstatt schon immer „Bude“. Als Kinder waren Anneke und ihre Schwester oft bei ihm und als er ankündigte, diese Räumlichkeiten verlassen zu müssen, wurden sie ein wenig wehmütig. Sie hatten so viele gute, lebendige und kreative Erinnerungen an die spannenden Vormittage in den Ferien, an den Girls-Day, an kreative Kindergeburtstage und Silvesterpartys, an selbstgemachte Frühstücksbrettchen und selbstkonstruierte Schreibtische. Sie erinnerten sich an „fremde“ Tischler, die an den Werkbänken an eigenen Projekten arbeiteten. Denn es wurde immer auch mal eine Werkbank untervermietet, damit am Ende des Monats das Geld auch für die Miete reicht. Man arbeitete gemeinsam und tauschte sich bei kniffligen Projekten untereinander aus. Coworking funktioniert eben auch unter Handwerkern.

Annekes Vater verließ dann 2017 seine über hundert Jahre alte, heruntergekommene Bude in Winterhude. Die Zeit hatte das Viertel verändert. Aus allen Hinterhöfen waren die Handwerker inzwischen an den Stadtrand gezogen und es wurden teure Wohnungen in die alten Werkstätten gebaut. Anneke vermisste die Kreativität, die Möglichkeit, alles gestalten zu können, was ihr in den Sinn kam. Und so wuchs das Bedürfnis in ihr, die Räume neu zu beleben. Mit neuen Ideen. Mit Inspiration. Mit dem alten Konzept des Zusammenarbeitens, transferiert in eine neue Zeit. Und dieses Konzept nennt sie: „CoWorkBude“.

Ihre Schwester und ihre Eltern waren von Anfang an bei dem Projekt dabei. Ebenso ihr Mann, der auch Tischler ist und der Mann ihrer Schwester. Sie sind somit eigentlich ein klassisches Familienunternehmen. Ohne die Unterstützung von Familie und Freunden wäre Anneke laut eigener Aussage komplett aufgeschmissen. Sie wollte es am Anfang auch als ein Gemeinschaftsprojekt aufbauen, aber sie glaubt, als Familie ist das schwierig, jeder hat seine eigenen Vorstellungen zu bestimmten Entscheidungen, das haben sie in der Planungsphase schon gemerkt. Da ihre Schwester noch studiert hat, haben ihre Eltern Anneke ermutigt, die Verantwortung allein zu übernehmen und als alleinige Gründerin aufzutreten. Mit ihrer Familie als Stütze hat sie dann den Schritt gewagt und sich selbstständig gemacht. Und es war eine der besten Entscheidungen ihres Lebens.

Was sie an unserer Bude so sehr liebt, ist die Tatsache, dass so großartige Menschen neugierig reinspaziert kommen und das Team mit Ideen bereichern, die helfen, das Ganze zu aktivieren und zu beleben und die ihnen freimütig ihr Wissen schenken. Aus einer dieser Begegnungen ist zum Beispiel die Idee des Frühstückstreffens entstanden: das French Breakfast mit Croissants, Kaffee und inspirierenden Impulsvorträgen. Das Wichtige dabei ist: man bleibt nicht in der eigenen Blase, sondern ist offen für Neues. Diesen Spirit wünscht Anneke sich für ihre Bude! 

Interview mit Anneke Jansen

Wie würdest Du Euren Coworking Space beschreiben?

Die “Bude” ist so bodenständig wie der Name schon vermuten lässt, so kreativ wie die Idee, eine Tischlerei in ein Büro zu verwandeln und so flexibel wie ihre Möbel. In der Familie mehrere Handwerker und handwerklich begabte Menschen zu haben, gab uns die Möglichkeit, unseren Coworking Space nach unseren Vorstellungen einzurichten. (Fast) Alle unsere Möbel sind deswegen beweglich und können verschieden eingesetzt werden, wie zum Beispiel die Fensterbänke, die gleichzeitig auch Bänke sind und bei Bedarf mitten in den Raum gestellt werden können. Die Räumlichkeiten an sich sind hell und offen gestaltet, die Lounge lädt zum gemeinsamen Lunch ein, während Konfi und Meetingroom auch Rückzugsorte bieten.

Wo liegt Euer Coworking Space?

Unser Coworking Space befindet sich über den Dächern von Winterhude im schönen Hamburg. Wir sind auf einem Hinterhof im dritten Stock, weshalb es bei uns sehr ruhig ist. Und trotzdem: kaum geht man vor die Tür, ist man schon im quirligen Treiben des Mühlenkamps unterwegs, wo man alles bekommt, was man braucht. Ob Bäcker, Supermarkt, Blumen oder eine Druckerei. Wir sind außerdem in unmittelbarer Nähe zu der Kulturfabrik Kampnagel und nur einen Steinwurf von der Alster und dem Stadtpark entfernt.

Wie setzt sich die Nutzerstruktur in Eurem Space zusammen? Wer kommt zum Coworking?

Die Community der CoWorkBude ist bunt gemischt. Zu uns kommen diejenigen, die den Buden-Spirit teilen und das bedeutet: offen sein für Neues, bodenständig und hilfsbereit, aber auch mutig genug, etwas anzufangen, von dem man nicht weiß, wie es endet. Das können Freelancer sein, aber auch digitale Nomaden oder Leute, die sich im Homeoffice einsam fühlen und fokussierter arbeiten im professionellen Umfeld, ohne weite Wege zu haben.

Gibt es (schwerpunktmäßig) bestimmte Branchen, aus denen Eure Coworker stammen? 

Nein und das ist auch von uns so gewollt. Unsere Flex und Fix Desks werden häufig genutzt von Textern und Journalisten, ITlern und Grafikdesignern, ContentStrategen und Vertrieblern. In unseren Meety kommen gerne BusinessCoaches oder Beratungsfirmen. Die Idee ist, nicht ausschließlich im eigenen Bereich zu bleiben, sondern davon zu profitieren, dass andere Branchen direkt an den Nachbartischen sitzen. 

Was kostet bei Euch ein Flexdesk / Hotdesk etc. pro Monat?

Unsere Flex Desks vermieten wir nicht monatlich. Wer häufiger kommen möchte, kann sich ein 5er oder 11er Ticket bei uns kaufen, welches ein halbes Jahr gültig ist. Je nachdem, ob man ein Ganztagesticket oder ein Halbtagesticket nimmt, bewegt sich der Preis zwischen 50 € und 170 € (netto).

Und was kostet ein fester Schreibtisch (Fixdesk) pro Monat?

Ein Fix Desk kostet bei uns 300 € im Monat (netto), bei einer Mindestmietzeit von 6 Monaten kostet der Fix Desk 10 % weniger, also 270 €.

Welche Leistungen sind für Coworker in Eurem Space inklusive?

Unsere Coworker bekommen bei uns Kaffee, Tee und Wasser und selbstverständlich ist Highspeed WLAN inklusive. Des Weiteren bieten wir Vergünstigungen bei kostenpflichtigen Veranstaltungen und in unserem hauseigenen Café Analog auf Essen und Getränke. Alle Fix Desk und Büro Mieter dürfen außerdem unseren Meetingroom kostenfrei nutzen.

Welche (besonderen) Angebote (Sprechstunden, Yoga, Massagen, Gründer-Frühstück, etc.) können Coworker in Eurem Space erwarten?

Zweimal im Monat laden wir Coworker und Freunde zu unserem French Breakfast ein. Bei Kaffee und Croissants gibt es spannende Impulsvorträge von wechselnden Themenpaten zu Themen rund um Selbstständigkeit und Persönlichkeitsentwicklung. Meistens sind die Themenpaten unsere Coworker, die Ideen aus ihren eigenen beruflichen Bereichen vorstellen. Eingeladen, an dem Treffen kostenfrei teilzunehmen und sein Wissen zu ergänzen, sind jedoch nicht nur Coworker, sondern auch Menschen, die von außen reinkommen und die wir eigentlich noch nicht kennen. Dadurch kommen wir bei solchen Anlässen immer wieder in Kontakt mit neuen, interessanten Menschen. Die Themen sind sehr bunt, genauso wie unsere Communtity.

Von Zeit zu Zeit organisieren wir MeetUps, um besonders wichtige Themen zu vertiefen und einmal im Monat haben unsere Coworker beim Business Lunch die Möglichkeit, sich mit anderen Gründern zu vernetzen. Ein Massageangebot ist auch vor Kurzem gestartet und so werden unsere Coworker bald regelmäßig in den Genuss von Stuhlmassagen kommen.

Unser Angebot erweitert und ändert sich ständig, da wir immer neue Ideen und Wünsche unserer Coworker aufgreifen. So entstand z.B. auch eine English Conversation Class For Freelancers And Friends.

Thema Nachhaltigkeit: Spielen ökologische Gedanken in Eurer täglichen Arbeit oder in der Ausrichtung Eures Space eine besondere Rolle? Wenn ja, welche?

Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein sollte in jedem Unternehmen eine Rolle spielen und so versuchen auch wir, uns stetig zu verbessern und unseren Beitrag zu leisten. Angefangen haben wir damit, dass wir möglichst viel Material aus der alten Tischlerwerkstatt in unserem Space gebraucht haben. Die alten, unbrauchbaren Dielen haben wir aufgearbeitet und sie zu einem Tresen und einem Rednerpult verarbeitet. Die uralten, klapprigen Toilettentüren, die wirklich wie “BudenTüren” aussehen, haben wir mit Haken versehen und als Garderobe in die Ecke gestellt. Es gibt das Angebot einer Upcycling Nähwerkstatt bei uns, in der mit Hilfe einer Expertin alte Kleidung und vor allem Jeans verarbeitet werden können. Wir möchten unsere nachhaltige Denkweise weitertragen. Aber es gibt auch kleine Details wie echte Handtücher auf der Toilette statt der Papiertücher, ein veganes Suppenangebot in unserem Café Analog und Fahrradständer für unsere radelnden Coworker. Auf lange Sicht möchten wir noch mehr verändern: papierlose Buchhaltung und Wechsel zu erneuerbaren Energien stehen zum Beispiel als nächstes auf dem Plan.

… und wie lange bleibt Euch der durchschnittliche Coworker treu?

Als sehr junger Coworking Space ist es schwierig, darüber bereits eine Aussage zu treffen. Ein Jahr nach der Eröffnung ist es noch ein Kommen und Gehen. Aber das Entscheidende ist: die passenden Leute kommen wieder und bleiben bei uns, so dass unsere Community stetig wächst.

Wie geht es weiter mit bzw. in Eurem Coworking Space? Was passiert als Nächstes? Was steht an? Was plant Ihr in der Zukunft?

Oberste Priorität hat zur Zeit noch der Ausbau unserer Community, damit wir unseren Coworkern noch mehr Vielfalt und Austausch bieten können. Eine Idee ist da zum Beispiel, Netzwerktreffen und MeetUps nach unseren Möglichkeiten stärker zu unterstützen. Pläne haben wir jedoch noch viel mehr. Auf unserem Trello Board schlummern noch einige Workshop-Ideen und Ergänzungen für unser Angebot.

Und die wichtigste Frage zum Schluss: Wie sieht es bei Euch mit Kaffee aus? 

Tja, als Gründerin eines Coworking Spaces keinen Kaffee zu mögen, ist bei solchen Fragen immer schwierig… Beim Kauf des Kaffees legen wir jedoch Wert darauf, dass er Bio und Fairtrade ist und auch mit Hafer- oder Mandelmilch ergänzt wird. Der kostenfreie Kaffee für unsere Coworker kommt aus einer Filterkaffeemaschine. Für ausgefallenere Wünsche haben wir jedoch im Café Analog auch einen Kaffeevollautomaten stehen.

Fotos: BudenTeam, Henning Huth
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