Schon lange ist klar: Coworking eignet sich nicht nur für Bürojobs. Es gibt immer mehr Konzepte, die New Work in die verschiedensten Branchen bringen. Eine dieser Branchen ist die Medizin. Eterno Health Gründer Maximilian Waldmann über Coworking als Zukunft der Medizin.

Turnraum im Eterno HealthMorgens kurz zur Blutabnahme beim Hausarzt, danach eine Runde Fitness und nach dem anschließenden Besuch beim HNO noch eine Massage beim Physiotherapeuten – und das alles in einer Praxis. Genau solche Möglichkeiten bieten die Hubs von Eterno Health. Denn Eterno Health stellt Ärzten und Therapeuten moderne Behandlungsflächen nach einem Sharing-Prinzip zur Verfügung. Coworking für Mediziner.

Spaces, Service und Software

„Eine Komponente ist wie beim Coworking, die andere vielleicht nicht“, sagt Maximilian Waldmann, einer der Gründer von Eterno Health. „Die Nutzer bekommen eine voll ausgestattete Praxis, ohne sich Gedanken um die Ausstattung machen müssen – das ist sehr analog zum klassischen Coworking Space.“ Auch die moderne und zeitgemäße Ausstattung, die im Coworking Space für Bürojobs ein wichtiges Thema ist, wird in den Eterno Hubs aufgegriffen. „Wir möchten mit modernem Design das Zum-Arzt-Gehen für die Patienten angenehmer machen“, erklärt Maximilian. „Aber auch für die Leistungserbringer ist das wichtig. Wir investieren hier viel in das Design, damit es angenehm ist, zur Arbeit zu kommen.“ Er spricht von Healing Architecture, einem planerischen Konzept, das das körperliche und seelische Wohlbefinden von Personal und Patienten unterstützen soll.

„Die andere Seite, die vielleicht nicht mit dem klassischen Coworking Space übereinstimmt, sind die Services und Dienstleistungen der Software, die wir für die Ärzte mitbringen.“ Das Konzept von Eterno Health unterteilt sich in die drei großen S: Spaces, Service und Software. „Coworking ist definitiv etwas, was wir tun und womit das Grundmodell an sich die richtige Einordnung findet, aber anders als beim klassischen Coworking geht es darum, dass die Standorte und Services um Software erweitert werden“, so Maximilian. Die Software, die den Nutzern der Eterno Hubs zur Verfügung gestellt wird, ist eine Kombination aus allen Leistungen, die es braucht, um eine Praxis digital zu betreiben – von der Buchung über die Anamnese und Patientenakte bis zur Abrechnung. „Uns geht es darum, eine komplett digitale Praxis anzubieten“, sagt Maximilian. Damit ist zwar nicht der Arztbesucht an sich gemeint, aber alles drumherum. Auch in der Zukunft des Coworkings sieht er eine große Rolle für Software. Für die Coworking-Branche stellt sich dabei vor allem die große Frage: Warum muss ich etwas physisch machen? „Coworking ist nur oder vor allem dann spannend, wenn es etwas mitbringt, was ich nicht digital abbilden kann und will. Die Relevanz von Coworking steigt vor allem dann, wenn es schwierig wird, Dinge digital zu tun.“ Bei einem Arzt oder Physiotherapeuten muss der Patient aber in der Regel immer vor Ort sein. „Da gibt es immer eine menschliche Komponente. Deswegen macht es für uns vor allem im Bereich der Medizin Sinn, New Work aufzugreifen.“

Ein Ökosystem, das die Prozesskette verbessert

Maximilian kommt selbst aus einer Ärztefamilie, daher kennt er die alltäglichen Probleme und Diskussionen vom Abendbrottisch. Er und sein Gründungspartner Frederic haben schon vor der Gründung von Eterno Health viele gemeinsame Projekte umgesetzt. „So kamen die beiden Themen zusammen. Eigentlich sind Digitalisierung und Ärzte nichts, was man oft in einem Satz sagt. Deswegen haben wir uns die Frage gestellt, wie wir das Ganze besser gestalten und einen besseren Prozess für die Abläufe in einer Praxis finden können“, erzählt Maximilian. Und so wollten die beiden nicht länger nur mit Software arbeiten, sondern sich an eine gesamte Optimierung begeben, die ein ganzheitliches Modell bietet. „Du kannst mit einem einzelnen Bestandteil nicht direkt die Änderung herbeiführen. Die Leute erwarten ein gesamtes Ökosystem. Es bringt nichts, nur einen einzigen Teil der Prozesskette zu verbessern.“

Coworking für medizinische BerufeUnd solch ein Ökosystem haben Maximilian und Frederic mit Eterno Health geschaffen. Denn die Eterno Hubs sind anders als ein klassisches Ärztehaus. „In einem Ärztehaus sind zum Beispiel fünf Ärzte mit ihren Praxen übereinander“, erklärt Maximilian. „Die einzigen Synergien, die daraus hervorgehen, sind die Nebenkosten für den Aufzug und die Reinigung des Treppenhauses, die geteilt werden. Aber es gibt fünfmal einen Empfang, es wird fünfmal alles eingekauft, es gibt fünfmal eine Software und fünfmal Personal. Und gleichzeitig fünfmal Ineffizienz für die Patienten – sie müssen mehrmals einen Anamnesebogen ausfüllen, mehrmals ihre Daten ausgeben und Dinge unterschreiben. Die Eterno Hubs bieten fachübergreifend eine große Praxis, in der Du als Patient alle Leistungen kriegst, aber nur einen Weg hast.“ Ein weiterer großer Vorteil: Es gibt keine Auswahl nach gesetzlich und privat versichert.

Doch nicht nur für die Patienten, auch für die Mediziner selbst ist das System ideal. Sie haben grundsätzlich die Möglichkeit, sich nur für kurze Zeit einzubuchen, in der Regel ist es aber so, dass sie die Räume für 7,5 bis 10 Jahre haben möchten. „Bei uns müssen junge Ärzte und Therapeuten nicht groß investieren. Sie können sofort starten, mit uns als Partner, der alles Nicht-Medizinische übernimmt – und das monatlich um die 30 % günstiger als in einer herkömmlichen Praxis“, erklärt Maximilian. „Sie müssen nicht mehr zur Bank gehen und sich hoch verschulden, um eine eigene Praxis aufzubauen. Das versuchen wir alles sauber abzudecken, damit die Leute einfach nach der Ausbildung modern praktizieren können.“ Ein weiteres Phänomen: In der Medizin sind 70 % der Agierenden weiblich. Aber 60 % der Medizinerinnen arbeiten nicht, weil es sich für sie wirtschaftlich in Teilzeit nicht lohnt. „Es gibt also super viele Ärztinnen, die gar nicht arbeiten. Und das können wir uns heutzutage nicht mehr leisten. Darum möchten wir zeitgemäßes Praktizieren anbieten und es Medizinerinnen ermöglichen, ihren Job auch in Teilzeit profitabel auszuüben.“ Dadurch, dass ihnen viel Papierkram abgenommen wird, bleibt auch mehr Zeit für die Behandlungen. „Die Ärzte sollen Ärzte sein und nicht so viel anderes machen.“

Ärzte und Therapeuten im Coworking Space

Moderne Räume mit zahlreichen Funktionen

Bar im Wartezimmer„Die Räume sind supermodern, sowohl vom Raumgefühl als auch von den Angeboten her. So moderne Praxisräume sind einmalig in Deutschland“, betont der Gründer. Das trifft auch auf das Wartezimmer zu, das sich die Praxen ebenfalls alle teilen. Denn der Wartebereich ist mit einer Bar ausgestattet und macht das Warten angenehmer. Auch der Empfang wird von allen Nutzern geteilt, was insgesamt weniger personellen Aufwand bedeutet und auch dafür sorgt, dass die Patienten mehrere Belange mit einem Gespräch abhaken können.

Aufgeteilt sind die Hubs in verschiedene Bereiche. Neben dem Wartebereich und dem Empfang gibt es einen Bereich für mentale Gesundheit. Die sogenannten „Talk Suites“ sind keine typischen Ärztezimmer, sondern vermitteln ein gemütliches und geborgenes Raumgefühl. Auch die Behandlungszimmer sind modern und hochwertig ausgestattet. Außerdem gibt es einen OP-Raum, ein Labor und einen großen Physio-Bereich. Daneben locken ein kleines Fitness- und ein Yogastudio

Ein erfolgreiches Konzept, die Zukunft der Medizin

So kommt es auch, dass in den Eterno Hubs seit der Eröffnung im letzten Jahr allein in Hamburg bereits über 60.000 Patienten behandelt wurden. Vielen macht es das attraktive Umfeld sowie die Tatsache, dass sie mehrere Dinge in einem abhaken können, einfacher, zum Arzt zu gehen. Das ist einer der wichtigsten Punkte, den Maximilian und sein Team sehen. „Alle reden über Prävention und dass man präventivere Gesundheit leben muss und das ist auch richtig. Aber wenn das Zum-Arzt-Gehen so schwierig und unschön ist, werden wir niemals in eine präventivere Medizin kommen. Das möchten wir ändern.“

Medizin und CoworkingDamit, wie das Konzept angenommen wird, ist das Team sehr zufrieden. Der Hub in Hamburg ist voll, der in Frankfurt fast voll. „Aktuell haben wir in Hamburg noch vier weitere Standorte im Ausbau, außerdem zwei Standorte in Frankfurt und bald folgen auch welche in Düsseldorf, Köln, München und Stuttgart“, so der Gründer. Die Nachfrage wird aktuell auch stark durch wirtschaftliche Faktoren getrieben, denn eine eigene Praxis ist aktuell für viele kaum umsetzbar.

Unter anderem deswegen und wegen der ganzheitlichen Versorgung ist sich Maximilian sicher, dass solche Konzepte in der Coworking-Branche zunehmen werden. „Ich denke, das ist absolut zeitgemäß“, findet er. „Es wird immer mehr spannende Gesundheitskonzepte geben, bei denen sich die Leute zusammentun und Synergien nutzen.“ So werden sich seiner Meinung nach auch mehr Kompetenzzentren bilden, zum Beispiel für die Themen Beauty und Health. Das zeichnet sich bereits jetzt an Spaces wie dem CoWirken oder dem BÄM ab. „Das ist die Zukunft der Medizin.“

Eterno Health Empfang