Coworking eignet sich nicht nur für klassische Bürojobs, sondern ist auch im Bereich Technik und Industrie auf dem Vormarsch. Lukas Zarling, Gründer der StrandFabrik, beobachtet schon länger, dass sich immer mehr Spaces gründen, die zumindest teilweise auch das Handwerk berücksichtigen. 

Arbeit an Regattabooten in der StrandFabrik

Arbeit an Regattabooten in der StrandFabrik

In der Halle herrscht hektisches Treiben, die Geräusche des großen Krans erfüllen den Raum. Denn hier wird fleißig gearbeitet. Nur 50 Meter weiter sitzt eine Gruppe am Meer und macht Mittagspause. Ein Stück weiter legt gerade ein Segelboot an. Damit fährt Lukas Zarling zur Lindenau-Werft, auf der das Projekt der StrandFabrik weitergeführt wird. Dort – in der Halle 50 Meter weg vom Meer – arbeiten Menschen aus der Industrie. Aber nicht (nur) im Büro, wie in vielen anderen Coworking Spaces, sondern (auch) an Maschinen und mit Werkzeugen.

Kein Herumkommen um geteilte Arbeitsstätten

2019 war Lukas als Freiberufler unterwegs, dabei hat er sich auch die Kieler StartUp-Szene angeschaut. „Da habe ich das erste Mal von Coworking gehört“, erinnert er sich. „Für Büroarbeiter gibt es inzwischen viele Coworking Spaces. Ich selbst komme aber aus der Technik und dem Handwerk und dachte, es wäre interessant, einen Ort zu haben, an dem Leute aus der Technik und dem Handwerk zusammenkommen, um Erfahrungen auszutauschen, Werkzeuge zu teilen und Maschinen sinnvoller auszulasten.“

Lukas Zarling

Lukas Zarling, Gründer der StrandFabrik

Die StrandFabrik ist ein Coworking Space, der komplett auf handwerkliche Arbeiten ausgelegt ist. Aber auch andere Spaces integrieren Angebote für das Handwerk wie MakerSpaces in ihr Konzept. Geteilte handwerkliche Arbeitsstätten werden in Zukunft zunehmen, denkt Lukas. „Es wird so kommen müssen in Handwerk und Industrie. Denn wir steuern aktuell auf einen Personalmangel zu.“ In den nächsten zehn bis 15 Jahren werden über 30 % der Erwerbstätigen in Rente gehen, es kommen aber nur etwa 10 % nach. „Es gibt viele Firmen, die im Grunde das Gleiche machen. Zum Beispiel haben wir hier in Kiel vier Betriebe, die Lokomotivbau machen“, erklärt Lukas. „Jede Firma hat ihre eigene Kernkompetenz mit eigenen Entwicklungen. Das soll auch so bleiben. Aber das Bauen der Produkte ist letztlich gleich. Das können sie zusammen machen.“ Denn am Ende wird es nicht mehr genug Mitarbeiter geben, um alle Firmen gleichzeitig auszulasten. Daher wird die Sharing Economy auch in der Industrie immer wichtiger.

Austausch mit dem Silicon Valley

Aussicht StradFabrikDas merkt Lukas auch bei seinem Projekt. Ursprünglich als GmbH gegründet, ist die StrandFabrik vor Kurzem in ein neues Domizil umgezogen. Ein Verein befindet sich in Gründung. „Die StartUps und Unternehmen bei uns sind überwiegend im Bereich Mobilität aktiv“, erzählt Lukas.

Letztendlich, erklärt Lukas, will der neue Verein einen Ort schaffen, an dem Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung und Kultur zusammentreffen. So ist auch die ansässige FH mit einem Hochschulteam mit von der Partie. „Die finden es super, dass die Studierenden hier das Gelernte in die Praxis umsetzen können.“ Da die Hochschule nicht die einzige Institution ist, die das Projekt gut findet, hat die StrandFabrik mehrere Partner an der Hand sowie eine Stiftung, die im Bereich Meeresschutz unterwegs ist. „Außerdem sind wir im regen StartUp-Austausch mit dem Silicon Valley, weil San Francisco eine Partnerstadt von Kiel ist. Spannend ist, dass dort ähnliche Probleme herrschen wie hier – zum Beispiel, wenn es um das Thema Finden von Investoren im Handwerk geht.“

Das Netzwerk erweitern und Kontakte knüpfen

Veranstaltungshalle StrandFabrikNach dem Umzug vor Kurzem richten sich nun in der neuen Halle die Projekte und Unternehmen, die mitgekommen sind, erst einmal ein. „Es gibt noch einiges an bürokratischen Hürden, die genommen werden müssen.“, sagt Lukas. „Danach können wir uns auf Neues stürzen.“ Dabei geht es unter anderem um die Gestaltung der Arbeitsplätze. Lukas erzählt von der Überlegung einer Containerlösung. So könnte die Halle in Werkstatt- und Bürocontainer eingeteilt werden. „Dadurch hätten wir abgegrenzte Arbeitsbereiche für verschiedene Aufgaben.“ Langfristig soll auch Werkzeug in der Halle zur Verfügung gestellt werden.

In Zukunft werden in der StrandFabrik wohl insbesondere Unternehmen mit dem Schwerpunkt Mobilität und Meeresschutz arbeiten. „Im Grunde schaut ja jeder Coworking Space erstmal: Wo wollen wir hin? Und ich denke, wir haben da unsere Zielgruppe gefunden. Jetzt geht es darum, das bestehende Netzwerk noch zu erweitern und weitere spannende Kontakte zu knüpfen.“

Wolf Schiebel, Florian Schmölz und Lukas Zarling, die Gründer des neuen Standorts

Wolf Schiebel, Florian Schmölz und Lukas Zarling, die Gründer des neuen Standorts

Fotos: Lukas Zarling, Oliver Pohl, Petra Krause