Familie und Kind – hier scheinen zwei unterschiedliche, scheinbar nicht vereinbare Welten aufeinander zu treffen. Oft stehen junge Familien vor einer harten Entscheidung: Verzichtet die Mutter oder der Vater darauf in die Arbeit zu gehen bis das Kind alt genug für den Kindergarten ist? Oder entschließen sei sich doch zu arbeiten? Für den zweiten Fall gibt es meist nur zwei Möglichkeiten. Entweder ein Elternteil arbeitet im Home-Office oder eine Tagesmutter passt auf das Kind auf. Denn Büros mit einer Kinderbetreuung sind eher unüblich. Selten wird den Müttern lediglich ein kleiner Raum nur zum Stillen zur Verfügung gestellt. Im absoluten Notfall – wenn die Tagesmutter spontan krank wird – kann dieses Zimmer auch als „Kinderzimmer“ genutzt werden. Jedoch ist es kein Geheimnis, dass Arbeitgeber Kinder als eine große Ablenkung für die Eltern sehen. Weshalb Kinder im Betrieb schlichtweg nicht erwünscht sind.
Immer mehr Coworking-Spaces mit Kinderbetreuung
Nun, ganz so dunkel wird es für die jungen Familien nicht mehr bleiben. In ganz Deutschland werden Coworking-Spaces, bei denen man sich je nach Bedarf, Plätze zum Arbeiten anmieten kann, immer beliebter. Auch diese gehen mit dem Trend und bieten vermehrt eine zusätzliche Kinderbetreuung an. Ganz nach dem Motto: „Eltern coworken, Kinder coplayen!“ Jener Trend ist im Ausland schon längst angekommen und erreicht langsam aber sicher auch Deutschland. Dies scheint die Lösung des Dilemmas der jungen arbeitstüchtigen Familien zu sein.
Zielgruppen der Coworking-Spaces mit Kinderbetreuung
Doch wer könnte das Angebot mit der zusätzlichen Kinderbetreuung nutzen? Ganz einfach: Alle! Viele Freelancer, Startups und digitale Nomaden sind bisher von dem allgemeinen Konzept der Coworking-Spaces begeistert. Mit dieser kleinen Erweiterung des Angebots können deutlich mehr Bedürfnisse der Nutzer gedeckt werden.
Zusätzlich werden hier insbesondere Eltern angesprochen, die sich mit dem Kompromiss des Home-Office abgefunden haben. Viele frisch gewordenen Eltern hatten bis jetzt einen anderen Ausweg, als sich mit dem Arbeitgeber (wenn dies überhaupt möglich war) darauf zu einigen, von zu Hause zu arbeiten. Im ersten Moment erscheint diese Möglichkeit ziemlich erfolgversprechend und stressfrei. Jedoch sieht der Arbeitsalltag ganz anders aus. Oft passen sich die Eltern an die Schlafenszeiten ihrer Kinder an. Das heißt, dass sie – wenn es gut läuft – gegen Mittag 1-2 Stunden und/oder erst am Abend nach 20 Uhr bis spät in die Nacht arbeiten können. Von kreativer geschweige denn stressfreier Arbeit kann hier kaum die Rede sein.
Oftmals finden auch junge Mütter, die schnell in ihren Beruf wieder einsteigen möchten, nicht die geeignete Betreuung für ihre Kleinen oder möchten sich nicht so schnell von ihrem Baby trennen. Für all jene scheint dieses Angebot perfekt zu sein.
Unterschiedliche Konzepte
Bei den bisher in Deutschland etablierten Coworking-Spaces mit Kinderbetreuung gibt es ganz unterschiedliche, pädagogische Konzepte. Je nach Space wird als Betreuungsperson entweder ein Babysitter, eine Tagesmutter oder ein staatlich geprüfter Erzieher angeboten. Dass Eltern wechselseitig auf ihre Kinder aufpassen, ist auch keine Rarität. Manchmal sind die Kleinen von ihren Eltern strickt räumlich getrennt und haben keine Ahnung, dass die Eltern nur einen Katzensprung von ihnen entfernt sind. Auf der anderen Seite kann aber das Mittagessen gemeinsam gestaltet werden. An anderer Stelle bietet man den Kindern sogar einen eigenen Raum für ein Mittagsschläfchen an. Die Konzepte sind bunt gemischt und für jeden „Geschmack“ und jede Einstellung ist hier was dabei.
Viele Vorteile für viele Beteiligte
Durch die zusätzliche Kinderbetreuung im Coworking-Space entsteht für die Eltern eine ruhige und heimische Atmosphäre. Dadurch kann kreative und konzentrierte Arbeit geleistet werden. Warum? Nun, sie müssen sich keine Gedanken mehr um ihre Kleinen machen, denn die sind ja in sicheren Händen. Und wenn es doch zu einem Notfall kommen sollte, oder das Bedürfnis das Kind zu sehen zu groß wird, ist das Kind schnell erreichbar.
Ein weiterer Vorteil ist, dass es zu keinem Zeitverlust kommt. Wenn die Kinder in den Kindergarten oder zur Tagesmutter gebracht werden, müssen Eltern grundsätzlich zusätzliche Zeit für das Hinbringen und Abholen einplanen.
Mit dem Konzept des Coworking-Spaces mit Kinderbetreuung ist auch dieses Problem aus der Welt geschafft. Ziel eines jeden Coworking-Spaces ist das Networking. Mit diesem Angebot können sich Eltern in ihren Pausen auch mit anderen Eltern austauschen, wodurch ein zusätzliches Netzwerk aufgebaut werden kann.
Dieses Konzept ist nicht nur für junge Eltern vorteilhaft. Arbeitgeber profitieren an der frühen Rückkehr ihrer Mitarbeiter. Denn so muss nicht zwangsweise für Ersatz gesorgt werden. Die Mütter kehren sehr viel zufriedener in ihre Arbeit zurück und steigern dadurch ihre Leistung. Die Attraktivität des Unternehmens steigt um ein Vielfaches, da es ein sehr wichtiges Kriterium anspricht: die Familienfreundlichkeit!
Erste Spaces schon seit 2016
Neu ist das Konzept des Coworkings mit Kinderbetreuung nicht, auf wenn es erst jetzt langsam in den Fokus von Nutzern und Arbeitgebern gerät. Coworking Toddler, einer der ersten Anbieter auf dem deutschen Markt, feierte schon im Jar 2016 seine Eröffnung. Der Space ist eines der Vorzeigeprojekte in diesem Bereich und u. a. vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und dem Bundesfamilienministerium gefördert.