CoWirken GründerinnenGastbeitrag von Alicia Feig

„Warum gibt es eigentlich keine regionalen Lösungsansätze für die Themenfelder Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Nachhaltigkeit?“, fragten sich Mutter und Tochter. Aufgerüttelt durch den deutlich sichtbaren Klimawandel und die Tatsache, dass Arbeitnehmer und deren Wohl im Fokus der Unternehmer stehen, war Mutter und Tochter Karin und Alicia Feig klar: Es ist Zeit zu handeln!

beWirken und mitWirken

„Im September 2021 eröffneten wir in der Wirtschaftsregion Stuttgart, in Schorndorf, CoWirken – einen Coworking Space mit Sinn für Nachhaltigkeit und wir planen gerade an einer fixen und flexiblen Kinderbetreuung für unsere CoWirker“, so Inhaberin Karin.

Warum „CoWirken“? Man möchte etwas beWirken und mitWirken. Das CoWirken Team ist der Meinung, dass die Ziele, an welchen sie sich orientieren (17 Nachhaltigkeitsziele der UN), nur in einem gemeinschaftlichen Miteinander funktionieren. Ein Zusammenspiel zwischen Gesellschaft, Wirtschaft und Politik.

Deshalb starteten Alicia und Karin auch aufbauend dazu ein Pilotprojekt, in dem sie gezielt auf ein Miteinander setzen. Wenn das Projekt bis Sommer 2022 vollständig an den Start kommt, können sie Lösungsansätze bieten, die es in der Region in dieser Form noch nicht gibt. Der Coworking Space steht schon und wird auch seit September 2021 von Selbstständigen, Projektgruppen und Freiberuflern genutzt. „Wir freuen uns sehr über weitere CoWirker im neuen Jahr“, meint Geschäftsführerin Alicia.

CoWirken Büro

Dritter Arbeitsplatz plus Kinderbetreuung

Die Kinderbetreuung, welche in Planung ist, soll Eltern entlasten, welche wohnortnah in einem Coworking Space arbeiten und ihr Kind liebevoll nebenan versorgt wissen möchten.

Gleichzeitig ist CoWirken als dritter Arbeitsplatz plus Kinderbetreuung für Arbeitgeber aus der Wirtschaftsregion Stuttgart eine Möglichkeit, sich noch stärker als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren.

Ein Beispiel: Viele (große) mittelständische Unternehmen liegen um Stuttgart. Zahlreiche ihrer Mitarbeiter wohnen in Schorndorf oder Umgebung und fahren täglich mehrere Kilometer mit dem Auto zur Arbeit. Dies bringt nicht nur Zeitverschwendung in eventuellen Staus mit sich, sondern verursacht auch viel CO2 – schlecht für die Umwelt und die Sozialbilanz eines Unternehmens. Arbeitnehmer könnten die Zeit auf der Straße besser nutzen. Beispielsweise mit der Familie. Der Lösungsansatz ist ein professioneller wohnortnaher dritter Arbeitsort im Coworking Space, anstatt zu Hause im sehr familiären Umfeld.

CoWirken Arbeit

„Ein Traum von Arbeitsort“

Spätestens seit dem Lockdown wissen viele Arbeitgeber, dass ihre Mitarbeiter nicht immer unbedingt im Unternehmen sein müssen, um effizient zu arbeiten. Die Anforderungen an Flexibilität und Klimaschutz lassen viele Unternehmer umdenken. Doch statt Homeoffice bieten dritte Arbeitsorte eine professionelle Arbeitsumgebung.

CoWirken Schreibtisch„Bei uns wird an höhenverstellbaren Tischen und ergonomischen Stühlen gearbeitet. Es gibt verschiedene Rückzugsorte. ‚Sprechblasen‘ für Videokonferenzen, Projektgruppenräume und große Konferenzräume. Eine lichtdurflutete Lobby lädt jeden Tag zum gemeinsamen Lunch, Austausch und Networking ein. Im Sommer finden im grünen Garten BBQs und Events statt. Es gibt sogar einen Bach, welcher direkt neben dem Garten fließt. Ein Traum von Arbeitsort“, so die aus Berlin kommende Jungunternehmerin Alicia Feig.

Win-Win-Sitation. Unternehmer sparen sich die Mieten für Projektgruppenräume und Arbeitsplätze in teuren großen Städten, können temporäre Projektgruppen oder Mitarbeiter an dritte Arbeitsorte, wie CoWirken auslagern und Mitarbeiter haben mehr Ruhe und Abwechslung im Arbeitsalltag.

Eltern unterstützen und Familien entlasten

Mit der geplanten fixen Betreuung für Kinder von 0-3 Jahren sowie einer flexiblen Betreuung für Kinder von 3-12 Jahren bietet CoWirken Unternehmen eine Unterstützung gegen den Kampf um Fachkräftemangel an. Vielen Mitarbeitern, vor allem Frauen, fällt der Berufseinstieg nach der Elternzeit schwer, da keine bezahlbare, geregelte sowie zuverlässige Kinderbetreuung gefunden wird. Neben dem Teilzeiteinstieg fängt der Sprint von Kinderhort oder der Großmutter, die mal aufs Kind aufpasst, zum Arbeitsplatz und wieder zurück an. Warum also nicht ein Ort, an dem der professionelle wohnortnahe Arbeitsplatz und die liebevolle Kinderbetreuung in einem Haus zusammenkommen? Der Unternehmer spart sich die Einarbeitung und Einstellung einer weiteren (Teilzeit-)Kraft und gute Mitarbeiter können auch nach der Elternzeit gehalten werden.

CoWirken Kinderbetreuung

Finanzierung des Pilotprojekts

Bei der Kinderbetreuung kommt die Unterstützung von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik ins Spiel. In den besonderen Räumlichkeiten des CoWirken (einer Villa und dem verbundenen zugehörigen Glaskomplex) wird die Kindertagesbetreuung noch gebaut, sobald sich finanzierende Partner gefunden haben. Die Kommune ist vom Vorhaben begeistert und hat (finanzielle) Unterstützung zugesichert. Jetzt fehlen noch weitere Unternehmen, die bereit sind, sechs der neun verfügbaren Kitaplätze und mindestens sechs der 20 Coworking Plätze zu mieten, sowie die Einmalkosten für dieses Pilotprojekt mitzufinanzieren. Die beiden Gründerinnen sind bereits mit einigen interessierten Unternehmen der Region Stuttgart im engeren Gespräch.

„Wichtig für uns war auch, dass die Kids-Betreuer nicht in die Unterfinanzierung rutschen, da diese meist auf selbstständiger Basis arbeiten, sondern auch nachhaltig arbeiten & leben sollten. Wir planen dieses Projekt deshalb mit einem externen Betreiber, welcher die kompetenten Betreuer im festangestellten Verhältnis beschäftigt. Unseres Erachtens gehören wir in Deutschland mit dieser Idee zu den Pilotprojekten: Ein Coworking Space mit fixer Kinderbetreuung, in welchem die Tagesmütter und Tagesväter im festangestellten Verhältnis arbeiten“, erklärt Karin Feig.

Die Arbeitswelt langfristig positiv beeinflussen

Alicia ist zwar in der Nähe von Schorndorf aufgewachsen, hat sich jedoch nach vielen Auslandsaufenthalten im Cowork-Mekka Berlin niedergelassen, wo sie neben einem BWL-Studium CSR und Nachhaltigkeitsmanagement studierte. „CSR bedeutet Corporate Social Responsibility – also welche Verantwortung haben Unternehmen gegenüber der Wirtschaft, der Umwelt und der Gesellschaft. Mit dem Ansporn, auch wirklich etwas verändern zu können und die Arbeitswelt langfristig positiv zu beeinflussen, kam ich wieder zurück nach Schorndorf, um dort gemeinsam mit meiner Mutter CoWirken zu gründen“, erzählt die 27-jährige.

„Wir haben unsere wahre Verbindung mit der Natur aus den Augen verloren. Wir haben verlernt mit den natürlichen Ressourcen richtig umzugehen und zu nutzen, was die Natur uns gibt und nicht, was sie belastet“. Alicia ist auch Künstlerin in ihrem, im CoWirk-Haus ansässigen Atelier, wo man durch Workshops natürliches Textilfärben lernen kann.

Ressourcen schonen und Nachhaltigkeit fördern

Der ressourcenschonende Umgang ist bei CoWirken selbstverständlich. „Wir achten bei der Wahl unserer Lieferanten auf Regionalität und ressourcenschonende Produktion sowie den fairen Umgang mit allen Lieferkettenteilnehmern. Etwas ist dann erst „nachhaltig“, wenn die Endverbraucher, wir und alle Mitmenschen, am Prozess richtig teilnehmen. Oft ist weniger mehr. Wir sind der Meinung, dass wir alle voneinander lernen können und keiner perfekt sein muss. Wir bieten mit CoWirken einen Ort, an dem an vielen Punkten bereits darauf geachtet wird, positiv mit der Umwelt umzugehen“, so die Gründerinnen.

Das Gebäude wird energetisch durch eine Erdwärme-Pumpe versorgt und auch die Klimatisierung erfolgt durch die Betonkern-Temperierung. Büromaterialien, Mobiliar und Verpflegungsangebote werden bewusst ausgewählt. Regionalität und ein möglichst naturnahes Produkt spielen eine große Rolle bei der Auswahl.

Alicia und Karin stehen noch am Anfang, verbessern ihre Handlungen und Entscheidungen täglich. Um CoWirker und externe Interessierte immer wieder über Themen wie Nachhaltigkeit, Soziales und Regionales sowie Social Entrepreneurship zu begeistern und mit auf den fahrenden Zug zu nehmen, laden sie im Jahr 2022 zu Events, Lesungen und Veranstaltungen rund um diese Themen ein. Damit wollen sie – zusätzlich zum Konzept ihres Coworking Space – zur Veränderung der Arbeitswelt beitragen.

Bilder: CoWirken GmbH
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