Eine Branche mit Zukunft – um die aktuellen Themen und absehbaren Trends in der Coworking-Branche ging es im Podium „Quo vadis, Coworking?“ auf der #zukunftcoworking am 31. Oktober in Köln.

Ein Highlight der #zukunftcoworking war auch in diesem Jahr wieder unser Zukunftsformat „Quo vadis, Coworking?“. Der Name ist hier Programm, denn es geht darum, wie die Zukunft des Coworkings aussieht und darum, Perspektiven zu geben. In diesem Jahr bestand die Podiumsrunde aus Bastian Boss, Head of design bei everyworks, Katja Pfennig, Head of Franchise Germany & Austria bei IWG plc / Regus Management Gmbh, und Tobias Kollewe, CEO von cowork AG und worqs Coworking sowie Präsident des BVCS.

Der Begriff  „Coworking“

Bastian Boss konnte einiges zum Thema Coworking an Bahnhöfen beisteuern, denn genau das ist es, was everyworks anbietet. „Gerade bei everyworks sind Rückzugsräume gefragt, denn die Menschen kommen aus dem Businessbereich und sind schon im Trubel“, erzählte er. „Vielleicht sollten wir Coworking als Begriff nochmal anders denken, da es für jeden etwas anderes bedeuten kann.“ Die Sache mit den Begrifflichkeiten ist laut Tobias Kollewe im Allgemeinen immer wieder ein Thema. „Wir versuchen immer, einen Begriff für etwas zu finden, ob das nun Coworking oder Flexible- oder Serviced Office, ist egal. Alle haben die gleiche Herangehensweise und richten sich nach den Anforderungen und Wünschen der Nutzer.“ Seiner Erfahrung nach wissen auch in Berlin viele Menschen noch nicht, was Coworking ist. Das klassische Bild entspricht nicht mehr der Realität, vor allem nicht mehr seit Corona.

Denn im Zuge der Pandemie haben viele Spaces eröffnet, was ganz klar eine positive Richtung zeigt. Ebenso gibt es seitdem eine deutliche Steigerung der Unternehmens-Nutzer. Auf den ersten Blick scheint dieser Entwicklung eine Studie zu widersprechen, in der 68 % der deutschen Entscheider angaben, dass in wenigen Jahren alles wieder im Büro stattfindet. Nur jeder vierte glaubt an eine hybride Zukunft. Moderator Prof. Dr. Axel Minten wollte daher wissen, wie Coworking in diese Ergebnisse einzuordnen ist. Katja Pfennig habe die Studie mit Verwunderung gelesen und sich gefragt, wer dort befragt wurde, erzählt sie. Das Ganze zeige in gewisser Weise auch den Kulturkampf – alt gegen neu und die Wahrnehmung einiger Entscheider, dass Coworking nichts Professionelles sei, sondern eine Liebhabergeschichte. „Wir können glaube ich allen zeigen, dass es das nicht ist“, war sie sicher. „Wir sprechen aktuell mit vielen großen Unternehmen, die langfristig für ihre Mitarbeiter eine Lösung schaffen wollen, die sie flexibler und glücklicher macht. Das schließt alle ein, die dort arbeiten und den Platz brauchen. Daher würde ich der Studie widersprechen.“

Die Gen Z mitnehmen

Tobias Kollewe würde nicht unbedingt widersprechen, aber das Wording ändern. Denn viele Unternehmensentscheider denken bei hybrider Arbeit noch immer nur an Homeoffice und Büro im Wechsel. Doch die Haltung zum Büro hat sich in den letzten Jahren bei vielen Arbeitnehmern geändert. „Wir müssen auch die Gen Z mitnehmen. Viele von ihnen haben das Konzept „nur Büro“ gar nicht kennengelernt.“ Um Erfahrungswerte zu sammeln, sollten Unternehmen Coworking in allen Facetten ausprobieren, findet Tobias Kollewe. Dabei pflichtet er auch Bastian Boss bei, dass Standorte vor allem da entstehen müssen, wo viel gewohnt wird. „Überall gibt es Menschen, die in die großen Städte rein pendeln. Diese Zeiten sollten doch eigentlich vorbei sein. Mit Coworking Spaces bieten wir eine Alternative zum Pendeln ins klassische Büro. Abschaffen wollen und können wir das klassische Büro aber nicht.“ Dabei machen Lage, Pricing und Ausstattung Coworking Spaces laut Katja Pfennig zu einem Angebot für alle.

Apropos Ausstattung: Wie werden Coworking Spaces in den nächsten Jahren aussehen? Diese Frage richtete Axel Minten direkt an Designer Bastian Boss. Der betonte, dass es in Zukunft vor allem darum gehen wird, Leerstand zu füllen, statt neue Gebäude zu nutzen. „Da geht es dann darum, zu überlegen, was so bleiben kann wie es ist und an welchen Stellschrauben gedreht werden muss“, erklärte er. „Ein Coworking Space sollte einen bestimmten Charakter behalten, aber auch ein hochqualitativer Arbeitsort sein.“

Die Frage nach der Preisgestaltung

Es bleibt die Frage nach der Preisgestaltung. Im letzten Jahr stellte Tobias Kollewe die These auf, dass die Coworking-Branche einen Professionalisierungsbedarf hat und die Angebote teurer werden müssen. Diese Aussage hat Fans, aber auch Kritik abbekommen. Tobias Kollewe steht zu seiner These. „Die Branche muss an der Preisschraube drehen. Am Ende wird es für manche Spaces ums nackte Überleben gehen. Förderprogramme und Finanzierungen laufen aus und alle Spaces müssen überlegen, wie sie in eine Verstetigung kommen. Was wir hier machen, ist für alle ein Business Case. 90 % der Unternehmen, die an einer Studie teilgenommen haben, sagen, dass sie den Platz im Coworking Space komplett übernehmen würden.“, betonte er. Doch wie sollte diese Preisgestaltung aussehen? „Ich kann keinen Arbeitsplatz für 100 bis 150 € anbieten. Wenn wir uns jenseits der 300 € nach oben bewegen, kommen wir in ein realistisches Feld. Kein Unternehmen wird diese 300 € in Frage stellen, weil es immer noch ein Klacks ist.“ „Wir wollen ja auch Geld verdienen und die Konzepte sollen nachhaltig sein“, stimmte Katja Pfennig zu.

Die Branche kann sich in den nächsten Jahren also auf viele Veränderungen und Entwicklungen freuen, das hat das Podium „Quo vadis, Coworking?“ deutlich gemacht. Sei es die Professionalisierung, das Design oder die Preisgestaltung – vieles bewegt sich im Coworking.