Studio Neubrunn: Kapitel 4 – Architektonischer Entwurf

4. Architektonischer Entwurf


ArchitekturspracheTreppe

Die Architektursprache soll unsere konzeptionelle Haltung möglichst klar transportieren. Unser Ziel ist weder, einen historischen Stil zu imitieren oder ein modernes Gebäude ohne Ortsbezug zu erstellen, noch eine synthetische Urbanität im dörflichen Kontext zu etablieren. Stattdessen greifen wir die ortstypische Bauweise auf, die sich zurückhaltend in die vorgefundene Struktur einfügt und dabei den regionalen, dörflichen Charakter unterstreicht.
Die verwendeten Materialien spielen für uns dabei eine tragende Rolle. Die zwei hauptsächlich vorkommenden Primärmaterialien sind hierbei zum einen der lokale Mainsandstein, der als Sockel- und Kernelement die überlieferte Tradition widerspiegelt, das Beständige, sich nur langsam ändernde, zum anderen Kiefernholz, das die temporäre, kurzlebige, die anpassungsfähige Komponente symbolisiert.
Die Spannung zwischen diesen zwei gegensätzlichen Materialien, die sich in diesen Gebäuden vereinen, weist zugleich auf die geladene Kontrarietät der Aufgabe hin, die dem Dorf Neubrunn eine moderate Zukunft zusichern soll. Es muss sich zugleich auf seine ureigenen Qualitäten berufen und diese in einen modernen Kontext etablieren können, um weiterhin Bestand zu haben. 

Die beiden Gebäude sind dabei der klassischen Scheune nachempfunden, in der traditionell die Arbeit auf dem Dorf stattgefunden hat.
Die erste Scheune weist einen massiven Steinsockel aus monolithischem Dämmbeton auf, der mit Mainsandstein als Zuschlagstoff den Farbton der Umgebungsgebäude aufgreift. Er orientiert sich in der Höhe an den Nachbargebäuden und wird nur von gezielten Schaufensteröffnungen durchstoßen. Darüber setzt ein einfaches Holztragwerk an, das den klassischen Fachwerkbauten nachempfunden ist, sich aber auf die wesentlichen konstruktiven Elemente beschränkt. Die obere Hälfte wird dabei von einem Lamellengerüst eingefasst, das mit seiner eingeschränkten Durchsicht auch an den unklaren Blick in die Zukunft erinnert. Die Lamellen können als Klappläden geöffnet werden um bei Bedarf einen größeren Außenbezug herzustellen. Die oberen Räume werden übere eine Treppe vom Hof her mit einem Laubengang hinter den Lamellen erschlossen. Durch eine Dachdeckung mit transluzenten Polyacryl Wellplatten ist eine optimale Belichtung sichergestellt, die nicht mit Dachfensteröffnungen durchstoßen werden muss.
Die zweite Scheune besitzt statt einem Sockel einen gleich ausgeführten, massiven Kern, über den die Holzkonstruktion bis auf den Boden reicht. So wird die Differenzierung zwischen den Gebäuden an der Straße und im Hinterhof aufgegriffen. Die Nebenräume und Lager werden im zentralen Kern untergebracht, um den sich das Cafe zum Hof und der Werkraum zur Rückseite gliedern. Die seitlich angelegte Treppe erschließt dabei den großzügigen Büroraum im Obergeschoss. Zum angrenzenden Bestand entsteht ein zusätzlicher Werkhof, der zum Arbeiten im Freien genutzt werden kann.

Drei Giebel Platz

Drei Giebel Platz