In unserer Reihe #SPACES stellen wir Coworking-Spaces und hybride Flächenangebote aus ganz Deutschland vor. Im heutigen Beitrag geht es um das ZWO65 Coworking in Trier. Dazu haben wir ein Interview mit Stefan Millen, dem Gründer des ZWO65, geführt.
Location | ZWO65 Coworking Trier Klaus Kordel Str. 4, 54296 Trier |
Web | www.coworkingtrier.com |
Betreiber | Stefan Millen |
Coworkingfläche | 230 qm |
Veranstaltungsfläche | 150 qm |
Anzahl Schreibtische (fix und flex gesamt) | 6 fix + 27 flex |
Gründungsjahr | 2018 |
Besonderheiten | Industrie Design |
Portrait
Das Coworking-Space ZWO65 in Trier ist auf Initiative einer einzelnen Person entstanden. Stefan Millen hatte für ein großes Unternehmen gearbeitet, wo alles ziemlich traditionell war. So ging er auf die Suche nach einem dynamischeren und moderneren Arbeitsumfeld. Der Blick rüber zu den großen Tech-Firmen in die USA und in einige Coworking-Spaces zeigte ihm, wonach er suchte: ein modernes Umfeld, das Produktivität und Zufriedenheit am Arbeitsplatz fördert.
Nachdem er festgestellt hatte, dass es in Trier nichts dergleichen gab, hat er sich kurzerhand entschlossen, zusammen mit seiner Partnerin ihren eigenen Coworking-Space zu erschaffen. Sie wollten, dass ihre Heimatstadt über die gleiche Infrastruktur verfügt, die auch die größeren Metropolen haben. In Trier sprechen sie immer von der Erhaltung und Gewinnung erfolgreicher Unternehmen, und das ist ihr Beitrag zur Zukunft der Stadt.
So entstand auf dem Petrisberg der erste Coworking-Space in Trier.
Interview mit Stefan Millen
Wie würdest Du Euren Coworking-Space beschreiben?
Diese Räumlichkeiten standen 5 Jahre lang als Rohbau leer, bis wir uns entschieden haben, sie zu mieten, um daraus einen Coworking-Space zu machen. Als es darum ging, diesen auszubauen, haben wir nach offenen Decken gefragt, um die Betonoptik zu bewahren. Das Ergebnis ist ein echter Industriecharakter. Alle Möbel wie Lampen, Tische und Stühle wurden sorgfältig ausgewählt. Wir haben Muster von jedem Teil bestellt, bevor größere Mengen geordert wurden. Das Ergebnis war, weil sich die Bauarbeiten (Estrichtrocknung usw.) verzögert haben, dass unsere Wohnung – gerade einmal 2 ZKB – voll mit Mustermöbeln war. Dort haben wir wochenlang bis ein paar Tage vor der Eröffnungsfeier 30 verschiedene Lampen, 21 Stühle, 4 Tische und 3 Sofas usw. gelagert. Dann war es soweit, Umzug der Möbel in den Space, schade, denn wir hatten uns gerade an die Möbel gewöhnt.
Nach der Eröffnung gab es viel Raum für Verbesserungen (gibt es aber immer noch!) und so haben wir alle Anregungen und Vorschläge versucht, zu berücksichtigen. Eines der Dinge, die wir gebaut haben, war eine Trockenbauwand mit abschließbarer Tür, um die fixen Arbeitsplätze vom Rest des Raumes trennen zu können.
Dann haben wir auch eine Multimedia-Meeting-Box gebaut, eine Box, in der man telefonieren, Podcasts oder Webinare aufnehmen, Skype-Konferenzen abhalten kann, ohne Coworker im Open-Space zu stören und ohne einen ganzen Konferenzraum buchen zu müssen. Wir haben diese Box mit künstlichem Gras bedeckt, um einen grünen Touch in den großen Lounge-Bereich zu bekommen.
Wo liegt Euer Coworking-Space?
ZWO65 Coworking Trier wurde nach seiner Lage auf dem 265 Meter ü. NN. gelegenen Petrisberg benannt. Wir wollten die Lage im Namen und Logo wiedergeben und es ist uns ziemlich gut gelungen.
Der Petrisberg ist ein Trierer Stadtteil und gehört zu den grünsten und modernsten Stadtteilen, die wir haben, er ist umgeben von Weinbergen und doch zentral für viele Geschäfte und nur wenige Minuten mit dem Bus oder Auto vom Stadtzentrum entfernt.
Es gibt ein bekanntes Panorama unweit des Coworking-Space mit Blick auf die ganze Stadt, deshalb hatte die Höhe des Space eine solche Bedeutung bei der Namensgebung.
Die Entscheidung, es nicht im Stadtzentrum zu machen, war bewusst: Es ist bekannt, wie frustrierend und stressig es ist, im Stadtzentrum Parkplätze zu finden und wir wollten einen einfachen Zugang für alle haben. Busse halten direkt vor dem Space und wir haben umliegend kostenfreie Parkplätze sowie 6 eigene Plätze in der Tiefgarage.
Wie setzt sich die Nutzerstruktur in Eurem Space zusammen? Wer kommt zum Coworking?
Wir haben Menschen aller Herkunft, aber in der Regel sind es Selbstständige. Das größte Team, das wir haben, ist eine noch junge Social-Media-Agentur bestehend aus vier Personen. Etwa die Hälfte der 15 Coworking-Mitglieder sind etablierte Unternehmer, die andere Hälfte gründet ein Unternehmen. Die Kombination ist unglaublich, denn jeder hilft jedem. Es gibt keinen Wettbewerb, sondern nur Zusammenarbeit.
Das Fantastische ist, dass wir viele Leute haben, die in Bewegung sind. Sie kommen für einen Tag, eine Woche oder einen Monat während sie in der Gegend sind und ziehen zu ihrer nächsten Station weiter. Normalerweise kommen diese Leute mit einer einzigartigen Geschichte und sie teilen diese mit unseren Stamm-Coworkern. Es ist eine Win-Win-Situation, jeder lernt und wächst daraus!
Gibt es (schwerpunktmäßig) bestimmte Branchen, aus denen Eure Coworker stammen?
Wir haben Softwareentwickler, Online-Marketing-Manager, Architekten, Bauingenieure, Indoorlandscaping, Innenarchitekten, Foodtech, Studenten, Vereine, Tech-Unternehmer, … es ist in der Tat sehr vielfältig!
Was kostet bei Euch ein Flexdesk / Hotdesk etc. pro Monat?
Ein Flexdesk kostet 225 € netto pro Monat inkl. Accesschip für 24/7 Zugang an 365 Tagen im Jahr. Das mag verrückt klingen, aber in einer Stadt wie Trier müssen die Menschen erfahren, was Coworking ist, und meist kennen die Leute den Begriff „Coworking“ gar nicht. Wenn man Personen fragt, neigen sie dazu, sich für einen Home- oder Café-Office zu entscheiden, sie sehen die Vorteile eines Coworking-Space noch nicht. Neukundenrabatte sind eine niedrigere Hürde für die Neueinsteiger, um es einfach zu versuchen und zwar für einen längeren Zeitraum. Unserer Erfahrung nach sind die meisten Menschen, die diesen Rabatt in Anspruch genommen haben, überzeugt und kamen nach Ablauf des Rabatts zurück.
Und was kostet ein fester Schreibtisch (Fixdesk) pro Monat?
Ein Fix Desk kostet 300 € netto pro Monat inkl. Accesschip für 24/7 Zugang an 365 Tagen im Jahr. Unsere festen Schreibtische befinden sich in einem separaten Raum, der abschließbar ist. Die Coworker verfügen dort über einen Schreibtisch, einen ergonomischen Stuhl und einen eigenen Bürocontainer.
Welche Leistungen sind für Coworker in Eurem Space inklusive?
Wir bieten Büroinfrastruktur und ein Ansprechpartner ist immer präsent, wir stellen alle einander vor und versuchen Verbindungen herzustellen zwischen dem, was die Menschen suchen und den Menschen, die hier sind. Jobs wurden schon vermittelt und Kontakte geknüpft, die zu neuen Aufträgen geführt haben. Aus Erfahrung von laufenden Coworking-Spaces werden Extras wie Parken, Drucken, Trinken und Essen nach dem Fair-Use-Prinzip abgerechnet.
Welche (besonderen) Angebote (Sprechstunden, Yoga, Massagen, Gründer-Frühstück, etc.) können Coworker in Eurem Space erwarten?
Einmal im Monat organisieren wir einen Business Breakfast Club wie auch Afterwork, in dem alle Unternehmer oder diejenigen, die es werden wollen, willkommen sind. Es ist in der Regel eine sehr lockere und effektive Networking-Veranstaltung. Außerdem stellen wir die Räume für Netzwerke kostenlos zur Verfügung. Wenn es also ein Netzwerk von Unternehmern gibt, die miteinander in Kontakt bleiben wollen, geben wir ihnen eine Plattform. Es ist gut für Unternehmer, da sie einen Ort der Begegnung haben, der wegen seiner technischen Ausstattung praktischer ist als ein Café und es ist gut für den Space, da es neue potenzielle Kunden direkt zu uns bringt.
Ein mobiler Masseur ist tatsächlich in der Planung.
Jeden Mittwoch gibt es kostenlose Netzwerktreffen/Meetups von und für Coworker, die sich über bestimmte Themen unterhalten oder sich einfach was beibringen wie z.B. WordPress, Java usw.
Steuerberater, Unternehmensberater und Finanzberater sind in unmittelbarer Nähe und kurzfristig abrufbar.
Alle 2 Wochen montags ist ein Mental Coach im Space, der auf Wunsch von Coworkern oder externen Gästen Coaching in der Gruppe oder aber Einzelstunden anbietet. Unser Glaube ist einfach, dass gesundes Arbeiten zu einem gesunden starken Geist dazu gehört. Das versuchen wir alles im Space zu implementieren.
Thema Nachhaltigkeit: Spielen ökologische Gedanken in Eurer täglichen Arbeit oder in der Ausrichtung Eures Space eine besondere Rolle? Wenn ja, welche?
Der einfache Grundgedanke von Coworking ist ein nachhaltiger Gedanke: Wir teilen uns Ressourcen wie professioneller Drucker/Scanner, Plotter, W-Lan und Möbel. Nicht jeder muss die Infrastruktur für eine Teilzeitnutzung erwerben, sondern diese wird gemeinsam genutzt.
Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig: LED Beleuchtung, die nur dann automatisch leuchtet, wenn Präsenz von intelligenten Meldern erkannt wird. Wir haben unsere eigenen Signatur-Tassen mit Kreide. Kaffeebecher-to-go wird nur in 100% grünen Bechern serviert. Unsere Toiletten sind mit „personalisierten“ Handtüchern und nicht mit Papierhandtüchern ausgestattet. Personen können sie mit Namensschildern versehen, so dass sie wiederverwendet werden.
Wir haben uns auch entschieden, ausschließlich Wasser von Viva con Agua anzubieten, einem Verein aus Sankt Pauli, das gegen große Unternehmen kämpft, die Wasserquellen in Ländern der Dritten Welt anzapfen und teuer verkaufen.
… und wie lange bleibt Euch der durchschnittliche Coworker treu?
Es ist eine gesunde halb und halb Situation. Wir freuen uns, unser eigenes Fundament und unsere einmaligen Coworker zu haben. Es ist eine Frage des Gleichgewichts.
Wie geht es weiter mit bzw. in Eurem Coworking-Space? Was passiert als Nächstes? Was steht an? Was plant Ihr in der Zukunft?
Wir haben erst am 23. März 2018 eröffnet, also ist es noch recht früh, Expansionspläne zu machen, aber natürlich denken wir darüber nach! Wir möchten eines Tages expandieren, um Einzel- und Teambüros anbieten zu können!
Und die wichtigste Frage zum Schluss: Wie sieht es bei Euch mit Kaffee aus?
Wir bieten frisch gemahlenen Kaffee aus einem Kaffee-Vollautomaten an. Ob ihr es glaubt oder nicht, die Wahl der Kaffeebohnen stammt aus einer monatelangen Recherche vor der Eröffnung des Coworking-Space.
Vor der Eröffnung haben wir einige andere erfolgreiche Coworking-Spaces konsultiert und um Rat gefragt (großes Kompliment an die Ligatura, jetzt Fase 15 in Saarbrücken) und sie sagten uns, dass nach allen Versuchen (Kaffeeflat, Selbstzahler, Pay per Coffee) die beste diejenige war, bei der man für jeden Kaffee bezahlt.
Gibt es sonst noch etwas, das Du uns über Dein Coworking Space erzählen möchtest?
Nach jetzt fast einem Jahr können wir sagen, dass es sich absolut lohnt, in einen Coworking-Space zu gehen, sei es ein Tag oder Vollzeit, um neue Leute, Ansichten, Ideen usw. kennenzulernen und weil es einfach Spaß macht.
Sowas wie das ZWO65 in Trier hat noch gefehlt, nach Aussage von einigen Coworkern, die schon seit Jahren Selbständige und Freiberufler sind und sich das vor Ihrer Gründung gewünscht hätten, damit wäre es um ein Vielfaches einfacher gewesen, auf eigene Beine zu kommen.
Heute bekommen wir Bewertungen und Rezensionen auf Google und Facebook, die durchweg 100% positiv sind.
Das alles bestätigt unser Projekt und gibt die Richtung an, wohin es mit dem ZWO65 geht.