In unserer Reihe #SPACES stellen wir  Coworking-Spaces und hybride Flächenangebote aus ganz Deutschland vor. Im heutigen Beitrag geht es um das juggleHUB in Berlin. Dazu haben wir ein Interview mit Katja Thiede, einer der Gründerinnen des juggleHUB, geführt.

Location juggleHUB
Christburger Str. 23, 10405 Berlin
Web www.jugglehub.de
Betreiber Silvia Steude und Katja Thiede GbR
Coworkingfläche 400 qm
Veranstaltungsfläche 100 qm
Anzahl Schreibtische (fix und flex gesamt) 30 + Team Offices
Gründungsjahr 2016

Portrait

Einer der frühen Coworking-Spaces ist der juggleHUB Coworking. Die beiden Gründerinnen Katja Thiede und Silvia Steude sahen einen Bedarf, für den es keine Lösung gab. Katja hat als Freelancerin gearbeitet. Wenige Monate nachdem ihre Tochter auf die Welt kam, wollte sie wieder arbeiten, fand aber keinen Ort, an dem das mit Säugling im Schlepptau möglich gewesen wäre und an dem sie sich in dieser speziellen Lebensphase wohl gefühlt hätte. Etwa, weil es dort Gleichgesinnte gab. 

Sie fing an zu recherchieren, Blogs zu lesen und sich Frauen- und Mütternetzwerken anzuschließen und stellte schnell fest, dass es ein großes Bedürfnis gab nach Orten, an denen man auch mit Kind seine beruflichen oder sozialen Projekte vorantreiben konnte. Gleichzeitig fehlte es aber an solchen Orten. 

Silvia war einige Jahre zuvor aus New York zurück nach Deutschland gezogen in der Hoffnung, das Leben als in Vollzeit berufstätige Mutter wäre hier einfacher. Die Ernüchterung war groß als sie merkte, in welchem Hamsterrad sie und viele andere Frauen steckten. Der Weg zur Gründungsidee führte auch bei ihr über Frauennetzwerke. Über ein solches haben sie sich dann auch kennengelernt. Zu dem Zeitpunkt hatten die beiden unabhängig voneinander dieselbe Idee entwickelt. Etwa ein Jahr später haben sie dann den juggleHUB in Berlin eröffnet. 

Silvia ist die geborene Gastgeberin. Sie liebt es, ein Umfeld zu schaffen, in dem Menschen sich wohl fühlen, ihren Ballast ein Stück weit abwerfen oder zumindest für eine Weile vergessen können und inspiriert sind, in den Austausch mit anderen zu gehen. Ihr Unternehmerinnenherz schlägt dafür, Lösungen für reale Probleme im Alltag von Menschen, speziell von berufstätigen Eltern, zu finden und zu gestalten. Vor der Gründung des juggleHUB hat Silvia als Architektin in New York und Berlin gearbeitet. Ihr Wissen im Bereich Raumgestaltung lässt sie auch in die Weiterentwicklung des juggleHUB einfließen. Dabei reizt sie die Kombination aus Pragmatismus und ansprechendem Design. 

Katja liebt die konzeptionelle Arbeit und das Schreiben. Sie unterstützt andere Menschen beim Weg in die Selbstständigkeit und denkt bei allem, was sie tut, vernetzt und kollaborativ. Katja schreibt Texte für die Kommunikation von Unternehmen und Freelancern und – ohne Auftraggeber*in – zum Thema Neues Arbeiten auf unterschiedlichen Kanälen. Vor Gründung des juggleHUB hat sie als PR-Referentin gearbeitet und sich nebenbei als Texterin selbstständig gemacht.   

Interview mit Katja Thiede

Wie würdest Du Euren Coworking-Space beschreiben?

Der juggleHUB ist ein Ort, an dem Neues Arbeiten jeden Tag praktisch gelebt wird. Neues Arbeiten, wie wir es definieren: Der Mensch und seine Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt. Das spiegelt sich in unserem Raumkonzept wider, aber auch an der Preisgestaltung und an der Art und Weise, wie wir miteinander umgehen. Die Coworking-Räume sind unterteilt, sodass jede*r dort arbeiten kann, wo es ihm oder ihr gerade am besten passt: mit Geräuschkulisse im vorderen Raum oder im Ruhebereich ganz hinten. Es gibt Meeting- und Workshopräume, Team Offices, eine Gemeinschaftsküche und ein Café, in dem man zusammenkommen, gemeinsam Pause machen oder sich austauschen kann. Hervorragender Kaffee inklusive. 

In einem separaten Flügel unserer Altbauetage befindet sich die Kinderbetreuung, bestehend aus einem Spielzimmer, einem Kinderbad und einem Schlafraum. Hier kümmert sich unser Betreuungsteam um die Kleinen, während die Eltern arbeiten. Uns war wichtig, dass unser Space offen für Menschen in allen Phasen des Lebens ist. Eltern und Nicht-Eltern arbeiten hier Seite an Seite, genauso Freelancer und Mitarbeiter*innen aus Unternehmen. Eine bunt gemischte Community ist das Herz des juggleHUB. Hier entstehen neue Ideen, gemeinsame Projekte, Workshops und Meetups und auch Freundschaften. Unser Team sieht seine Rolle vor allem darin, anderen eine Plattform zu geben, um zu wachsen und ein Umfeld zu schaffen, das inspiriert und zum Austauschen anregt. Dabei spielt zunehmend auch gesundes und gutes Essen eine Rolle, etwa beim hausgemachten Community Lunch immer mittwochs oder bei unserem monatlichen Family Dinner. 

Wo liegt Euer Coworking-Space?

Der juggleHUB liegt in Prenzlauer Berg, nur wenige Minuten vom Alexanderplatz entfernt und damit sehr zentral. Wir haben die komplette erste Etage eines typischen Berliner Altbaus zur Verfügung. 

Wie setzt sich die Nutzerstruktur in Eurem Space zusammen? Wer kommt zum Coworking?

Unsere Nutzer*innen sind Menschen, die freiberuflich arbeiten, Start-Up-Gründer*innen, Musiker*innen, aber auch Mitarbeiter*innen aus Unternehmen. Viele Berliner Unternehmen suchen flexible Arbeitskonzepte, auch im Hinblick auf den Kitaplatzmangel. Mitarbeiter*innen, die keinen Kitaplatz haben, können bei uns arbeiten und so wieder in den Job einsteigen. Auch für Kitaschließzeiten sind wir eine gern genutzte Alternative zum Home-Office oder „Zwangsurlaub“. Wir werden oft gefragt, ob wir ein reiner Frauen-Space sind. Es ist schon interessant (und frustrierend), wie sehr das Thema „Kinder“ immer noch automatisch mit Frauen assoziiert wird. Bei uns arbeiten Männer und Frauen etwa zu gleichen Anteilen, egal ob sie Eltern sind oder nicht.  

Gibt es (schwerpunktmäßig) bestimmte Branchen, aus denen Eure Coworker stammen? 

Nein, es ist eine bunt gemischte Community. 

Was kostet bei Euch ein Flexdesk / Hotdesk etc. pro Monat?

Die kleinste Einheit sind Halbtagestickets für 8,50 € netto. Die kleinste Mitgliedschaft kostet 79 €. Wer Coworking immer in Kombination mit Kinderbetreuung nutzt, zahlt 11 € netto die Stunde für beides oder kann sich Pakete kaufen, die dann etwas günstiger pro Stunde sind. Unbegrenzten Zugang zum Space gibt es ab 179 € (ohne Kinderbetreuung). 

Und was kostet ein fester Schreibtisch (Fixdesk) pro Monat?

Ein Fixdesk kostet 269 € netto pro Monat. 

Welche Leistungen sind für Coworker in Eurem Space inklusive?

Wir haben schnelles WLAN mit 400 Mbit und Cisco Equipment, um das, was an Datenvolumen da ist, auch voll auszuschöpfen. Drucker, Scanner und Kopierer können mit genutzt werden. Filterkaffee ist auch inklusive. Wer eine unbegrenzte Mitgliedschaft hat, kann einen eigenen Schlüssel bekommen und hat zudem acht Stunden Meetingraum pro Monat zur Verfügung. Alle Mitglieder bekommen 20 Prozent Rabatt auf die Nutzung der Workshop- und Meetingräume. 

Welche (besonderen) Angebote (Sprechstunden, Yoga, Massagen, Gründer-Frühstück, etc.) können Coworker in Eurem Space erwarten?

Wir haben diverse Veranstaltungsformate, um den Austausch untereinander zu fördern, aber auch, um konkrete Hilfestellung für Gründer*innen und Unternehmer*innen zu geben. Dazu gehören unsere „Lessons in Law“ – eine kostenfreie Rechtsberatung – und unsere „Lessons in Layout“ – eine Design-Sprechstunde. Einige unserer Coworker bieten „Business Hours“ an, in denen die anderen sich Rat zu den jeweiligen Expert*innenthemen holen können. Jede Woche Mittwoch findet unser Community Lunch statt, mit einem frisch zubereiteten, gesunden Gericht für alle. Einmal im Monat gibt es das „Family Dinner“, zu dem Coworker, ihre Familien und Freunde eingeladen sind, aber auch Leute aus der Nachbarschaft. 

Thema Nachhaltigkeit: Spielen ökologische Gedanken Eurer täglichen Arbeit oder in der Ausrichtung Eures Space eine besondere Rolle? Wenn ja, welche?

Ja und sie werden immer wichtiger. Wir stellen unser Essen gerade Stück für Stück auf Bio um. Unser Community Lunch ist vegetarisch oder vegan und wenn möglich aus saisonalen und regionalen Zutaten. Dasselbe gilt fürs Family Dinner. Zukünftig wollen wir auch stärker mit lokalen Caterern zusammenarbeiten. Wir haben gerade ein Lastenfahrrad angeschafft, mit dem wir größere Einkäufe erledigen und das wir auch der Community zur Verfügung stellen. Das Thema Müllvermeidung ist ebenfalls etwas, womit wir uns beschäftigen. Zero Waste wäre toll. Wir arbeiten dran. 

… und wie lange bleibt Euch der durchschnittliche Coworker treu?

Wir haben einige Coworker, die seit unserer Eröffnung dabei sind, bzw. immer wieder kommen. Das ist toll! Dann gibt es die, die uns eher in Übergangsphasen nutzen, gerade in Kombination mit der Kinderbetreuung. Etwa, wenn sie keinen Kitaplatz haben und die Wartezeit überbrücken wollen oder müssen. Einige kommen regelmäßig, aber in großen Abständen – da ist die Freude dann immer groß, weil man irgendwie das Gefühl hat, alte Freund*innen wiederzutreffen und es viel zu erzählen gibt. 

Wie geht es weiter mit bzw. in Eurem Coworking-Space? Was passiert als Nächstes? Was steht an? Was plant Ihr in der Zukunft?

Wir planen nie allzu weit in die Zukunft. Vielmehr erleben wir, dass der juggleHUB seine ganz eigene Identität hat, die wir nicht zu 100% steuern wollen und können. Er entfaltet sich ein Stück weit unabhängig von uns, mit den Menschen, die hierher kommen und ihn mitgestalten. Wir setzen Impulse und treiben Dinge voran, die wir für wichtig erachten – etwa das Thema Nachhaltigkeit oder die gezielte Unterstützung von Gründer*innen. Aber in den zweieinhalb Jahren seit unserer Gründung 2016 haben wir auch gelernt, dass wir dem juggleHUB nicht alle unsere Erwartungen und Annahmen aufdrücken können und sollten. Denn oft kommt es anders als man denkt. 

Und die wichtigste Frage zum Schluss: Wie sieht es bei Euch mit Kaffee aus? 

Wir haben eine Barista-Maschine und im Team eine entsprechende Schulung gemacht. Den Cappu gibt’s also auch mit Herzchen – zumindest von Silvia. Unser Kaffee – auch der Filterkaffee – kommt von Coffee Circle, einer Berliner Firma mit eigener Rösterei. Auch hier achten wir auf Fair Trade und eine lokale Zusammenarbeit. 

Gibt es sonst noch etwas, das Du uns über Dein Coworking Space erzählen möchtest? 

Wer den juggleHUB-Spirit mal testen möchte, kann einfach für einen kostenlosen Probetag vorbeikommen. 

Fotos: juggleHUB, Meiko Herrmann, Spacebase
Möchten Sie, dass wir Ihren Coworking-Space ebenfalls auf unserem Blog vorstellen? Schreiben Sie uns an hello@coworking.jetzt.