In unserer Reihe #SPACES stellen wir Coworking Spaces und hybride Flächenangebote aus ganz Deutschland vor. Im heutigen Beitrag geht es um das Coworking Boot LORE in Hamburg. Dazu haben wir ein Interview mit den Betreibern Martin Müller-Wolff und Manfred Winkler geführt.

Location LORE
Viktoriakai-Ufer 4 d, 20097 Hamburg
Web www.lore-hamburg.de
Betreiber Müller-Wolff/Winkler GbR
Fläche 115 qm + 12 qm Terrasse
Anzahl Schreibtische 14
Gründungsjahr 2016

Portrait

Die Betreiber Martin Müller-Wolff und Manfred Winkler wohnen selber auf einem schwimmenden Haus auf dem Eilbekkanal. Ihre Nachbarn, Rost.Niderehe Architekten, bauten die LORE als Coworking Space, gingen dann aber getrennte Wege und so führen Martin und Manfred sie seit Oktober 2019 weiter. Aus den Erfahrungen mit ihrem eigenen Hausboot und aufgrund ihrer kreativen und handwerklichen Fähigkeiten können die beiden bei allen Problemen oder Wünschen schnell selber helfen, planen und bauen. Ihr Zuhause und die LORE sind nur 10 Fahrrad-Minuten voneinander entfernt. So treffen sie jede Woche teils mehrmals die Mieter persönlich.

Außerdem sind die beiden sehr wasserverbunden. Das leichte Wiegen auf dem Wasser ist für die Arbeit genauso förderlich wie für den Feierabend. Der weite Blick, das sich immer verändernde Glitzern der Wasseroberfläche, begeistert sie. Sie wollen die Atmosphäre familiär und persönlich gestalten – jeder kennt jeden auf dem Boot. Jeder nimmt Rücksicht. Sie putzen selber, damit keine Fremden die Räume ohne Begleitung betreten. Ein Mieter sagte seiner Freundin am Telefon nach seinen ersten zwei Monaten auf der LORE: „Es regnet zwar gerade ununterbrochen, aber es ist hier so geil.”

Die LORE ist eines von 4 Hausbooten am Victoriakai-Ufer 4 und wiederum Teil einer ganzen Kette im Hochwasserbassin zwischen Berliner Bogen und Bille. Die Hausboote werden vorrangig privat genutzt und es entwickelte sich seit der Entstehung 2016 ein freundschaftlicher Kontakt unter den Nachbarn. Die LORE wurde von den Architekten in Anlehnung an die alten „Hafen-Lieger“ mit einfachem Decksaufbau mit Satteldach, Schiebetoren, Blechfassade und rohen Holzelementen gestaltet. Diese schnörkellose Gestaltung wird von den Mietern als kreativitätsfördernd empfunden und sehr geschätzt.

Interview mit Martin und Manfred

Wie würdet ihr Euren Coworking Space beschreiben?

Es ist ein schwimmendes Büro. Die Großstadt drumherum vergisst man schnell. Es besteht aus einem großen Raum, der auf der einen Seite drei Doppeltische und auf der anderen zwei Vierertische hat. Es ist angelegt an alte „Lieger“ im Hafen vor 100 Jahren, wo Material durch große Schiebetüren angeliefert und auf dem Lieger verarbeitet wurden. Man arbeitet auf Wasserhöhe mit großen Fenstern.

Wo liegt Euer Coworking Space?

Das Victoriakai-Ufer 4 d in 22097 Hamburg liegt 1,5 km vom Hauptbahnhof entfernt in der City Süd im Hochwasserbassin der Bille.

Wie setzt sich die Nutzerstruktur in Eurem Space zusammen? Wer kommt zum Coworking?

Kommunikationsdesign, Yachtdesign, Architektur, Marketing, Immobilien-Makler, Softwareentwicklung, Steuerberater. Die meisten gönnen sich den Platz, auch wenn sie ihn nicht jeden Tag benötigen. Das soll heißen, es gibt Mieter oder Mieterinnen, die könnten vielleicht auch alles von zu Hause aus regeln, aber sind aufgrund des besonderen Zaubers eben immer mal auch auf dem Boot. So sind sicher nicht immer alle an Bord und ein wildes lautes Durcheinander bleibt aus.

Gibt es (schwerpunktmäßig) bestimmte Branchen, aus denen Eure Coworker stammen?

Der überschneidende gemeinsame Schwerpunkt ist die Begeisterung für die LORE. Ansonsten bilden Kreative einen Schwerpunkt.

Was kostet bei Euch ein Flex Desk pro Monat?

Flex Desks können wir nicht anbieten.

Und was kostet ein Fix Desk pro Monat?

275 € + Mwst. nur für feste Plätze. Wir wollen, dass sich alle kennenlernen können und sich ein Team bildet.

Welche Leistungen sind für Coworker in Eurem Space inklusive?

LAN und WLAN 100 Mbit/s, Reinigung, Küchen-Nutzung, Regal- und Lagerfläche, Konferenzraum, eine überdachte Terrasse, ein Ruderboot mit E-Motor, Beamer und Leinwand, Schließfach für Laptops oder Festplatten und ein A4/ A3-Laser-Drucker/ Scanner mit freiem Druckkontingent. Alles 24/7 verfügbar und nutzbar.

Welche (besonderen) Angebote können Coworker in Eurem Space erwarten?

Das Beiboot mit Motor ist wohl sehr besonders, genauso die Badeleiter mit Dusche auf der Terrasse, wenn man in heißen Sommertagen in die Bille springt.

Thema Nachhaltigkeit: Spielen ökologische Gedanken in Eurer täglichen Arbeit oder in der Ausrichtung Eures Space eine besondere Rolle? Wenn ja, welche?

Natürlich ist Mülltrennung ein kleines Puzzleteil, ein großes Puzzleteil ist die CO2-Neutralität. Wir heizen mit einer Wärmepumpe, die dem Fluss die Wärme entzieht und in die Fußbodenheizung leitet. Der Strom für die Pumpe ist Ökostrom, damit kommt kein Gramm CO2 durch unsere Heizung oder warmes Wasser in die Atmosphäre. Die LORE ist zusätzlich ein Niedrigenergiehaus mit 3-fach verglasten Fenstern, so dass auch Lärm ausgeschlossen bleibt.

… und wie lange bleibt Euch der durchschnittliche Coworker treu?

Über ein Jahr. Wir haben zeitweilig eine Warteliste mit Nachrückern.

Wie geht es weiter mit bzw. in Eurem Coworking Space? Was passiert als Nächstes? Was steht an? Was plant Ihr in der Zukunft?

Da immer weniger Regalfläche benötigt wird, arbeiten wir an einem Plan, wie wir einen Abstellraum als eine Art Telefonzelle abtrennen können.

Auf längere Sicht gibt es statt zwei Sesseln im Empfangsbereich evtl. ein Sofa für den Powernap.

Ein Dach mit Kran für das Beiboot muss noch zu Ende gebaut werden, damit keine Algen am Rumpf wachsen und es nie voll regnet. So muss es also auch zu keinem Winterlager und kann ganzjährig genutzt werden.

Und die wichtigste Frage zum Schluss: Wie sieht es bei Euch mit Kaffee aus?

Weil eine Art familiäre Stimmung entstanden ist, regelt sich das von allein. Genauso mit einem Wasserflaschenvorrat.