In unserer Reihe #SPACES stellen wir  Coworking Spaces und hybride Flächenangebote aus ganz Deutschland vor. Im heutigen Beitrag geht es um das Oranienwerk in Oranienburg. Dazu haben wir ein Interview mit Marco Bartsch, dem Leiter des Oranienwerks, geführt.

Location Oranienwerk
Kremmener Straße 43, 16515 Oranienburg
Web www.oranienwerk.de
Betreiber Christoph Miethke und Sabine Opdensteinen
Größe in Quadratmetern (gesamt) Gesamtnutzungsfläche: ca. 5000qm
3.719qm erschlossen und nutzbar
CoWo Bereich mit flexibler Nutzungszeit: ca. 200qm 
Größte der Veranstaltungsflächen (gesamt) 700qm
Anzahl Schreibtische (fix und flex gesamt) 10 flex Atelierräume
20 fix Atelierräume
Gründungsjahr 2014

Portrait

Nördlich von Berlin, am Oranienburger Kanal gelegen, stand ein über 100 Jahre altes Industrieensemble als „Lost Place“ mitten in Oranienburg.

Die ehemalige Stahlfederfabrik der Firma Heintze & Blanckert wurde in Teilen bereits 1916 errichtet und bis in die 1950er Jahre erweitert. Vielen Oranienburgern ist das zu DDR-Zeiten als Kaltwalzwerk genutzte Gebäudeensemble aus der eigenen Lebensgeschichte gut bekannt. Noch bis 1989 als Industriestandort genutzt wurden große Teile des ehemaligen VEB Kaltwalzwerk Oranienburg in der Nachwendezeit abgerissen, um einer neuen Bebauung Platz zu machen.

Erhalten geblieben ist ein spannendes und wunderschönes Gebäudeensemble mit einer architektonisch interessanten Mischung aus dem ehemaligen Betriebskulturhaus mit Theatersaal und Kantine, großen lichtdurchfluteten Produktionshallen, kleineren Arbeitsräumen und Werkstätten.

Nachdem der letzte Nutzer die Gebäude verlassen hatte, wurde es im Jahr 2011 durch Christoph Miethke gekauft. Christoph Miethkes Ziel war es, aus der ehemaligen Fabrik einen Kultur- und Kreativstandort für die Stadt Oranienburg und die Region Berlin/ Brandenburg zu entwickeln – das Oranienwerk. Unter Einbindung der Nutzer ist mit dem Oranienwerk ein Standort der Kreativwirtschaft zum Arbeiten, Produzieren, öffentlich Präsentieren, Vernetzen, Ausstellen und Veranstalten entstanden.

Der gebürtige Krefelder Christoph Miethke, geboren 1960, ist Diplomingenieur für Maschinenbau und studierter Medizintechniker. Seit 20 Jahren fährt er die Miethke GmbH in Potsdam. Der Forscher entwickelte unter anderem ein implantierbares Titan-Ventil, das bei der Drainage von Hirnwasser zum Einsatz kommt. Zudem liegen dem Firmenchef soziale wie kulturelle Projekte am Herzen und er engagiert sich leidenschaftlich für den Erhalt alter Gebäudestrukturen. Er findet, dass die Vielfältigkeit des Raumangebots großes Potenzial für Kreative, Handwerker und Künstler bietet. Gemeinsam mit den Nutzern soll das Oranienwerk zu einem lebendigen und spannendem Ort gemacht werden. Im Oranienwerk findet man nicht nur den Raum für kreative und kulturelle Ideen, sondern auch Gleichgesinnte aus den unterschiedlichsten Bereichen der Malerei, Gestaltung, Musik, Fotografie und des Designs.

Das Oranienwerk wird vor Ort von drei festen Mitarbeitern betreut.

Marco Bartsch (Leitung), Diplom-Ingenieur der Stadt- und Regionalplanung, war sechs Jahre Assistent des international erfolgreichen belgischen Künstlers Jozef Legrand. Er unterstützte ihn bei der Planung, der Entwicklung und der Umsetzung verschiedenster Projekte in den Bereichen Kunst am Bau/ im öffentlichen Raum und der Objektentwicklung. Seit 2012 kümmert er sich um die Belange des Oranienwerkes und ist Ansprechpartner vor Ort und Helfer für alle Interessenten und Interessierte rund um das Oranienwerk – dem Kultur- & Kreativstandort Oranienburg.

Frank Steinmüller (Leitung Veranstaltungen) ist leidenschaftlicher Musiker und war erst Mieter im Oranienwerk. Durch seine Leidenschaft zur Musik und durch sein Interesse an Veranstaltungen ist er seit 2016 eine feste Größe im Oranienwerk und kümmert sich um alle Fragen rund um die Veranstaltungen und Buchungen. Des Weiteren entwickelt er als Frontmann der FreiSing Band neue Musik- und Mitsing Formate.

Thomas Schenk (Leiter OranienWERKSTATT) war ebenfalls zuerst Mieter im Oranienwerk und beteiligte sich bereits von Beginn an sehr viel ehrenamtlich an der technischen und kreativen Entwicklung im Oranienwerk. Seit 2019 ist er festes Mitglied im Team des Oranienwerk und kümmert sich um die Kreativwerkstatt. Hier entwickelt er nicht nur die musikalische Haustechnik weiter, sondern interessiert sich für alle Arten an kreativen Gestaltungstechniken wie Siebdruck, Laserschneiden oder Aquaponik. Des Weiteren betreibt er mit einem Partner zusammen den Pub KellerKind im Oranienwerk.

Interview mit Marco Bartsch

Wie würdest Du Euren Coworking Space beschreiben?

Das Oranienwerk ist kein klassischer Großraum mit einzelnen Tischen oder Arbeitsbereichen. Bei der Entwicklung des Standortes im Jahr 2012 haben wir bereits eng mit vielen zukünftigen Nutzern gesprochen und in gemeinsamen Workshops den Coworking Space entwickelt. Dabei war der Wunsch nach abschließbaren Räumen einer der stärksten. Viele Nutzer kommen mit hochwertiger Technik oder Werkzeugen und möchten diese nicht immer mit nach Hause nehmen. Und so entwickelten wir auf Grundlage der bestehenden Architektur eine Atelier-Struktur, die sich in gemeinsam nutzbare Bereiche wie einer offenen Küche, einen großzügigen Flur und Sitzecken gliedert. Wenn eine Tür offen steht, ist dies das Zeichen für Kommunikationsbereitschaft und wenn man seine Ruhe möchte, wird die Tür einfach zu gemacht. Für Besprechungen oder mehr Raumbedarf für einzelne Projekte schließen sich gleich mehrere Seminar- und Veranstaltungsräume an.

Wo liegt Euer Coworking Space?

Der Kern des CoWo Space befindet sich im 1. OG des ehemaligen Werkzeugbaus und ist über mehrere Treppen oder einen modernen Plattformlift barriere- und lastenfrei zu erreichen.

Im Gesamtensemble des Oranienwerks nimmt der CoWo die zentrale Stelle ein. Er liegt genau im Zentrum der gesamten Gebäudestruktur und ist das Bindeglied zwischen den öffentlichen Bereichen und den Arbeitsplätzen.

Wie setzt sich die Nutzerstruktur in Eurem Space zusammen? Wer kommt zum Coworking? Gibt es (schwerpunktmäßig) bestimmte Branchen, aus denen Eure Coworker stammen? 

Wir bieten Arbeitsplätze ausschließlich für die Kreativwirtschaft an.

Unsere Nutzer kommen aus den Bereichen Architekturmarkt, Buchmarkt, Pressemarkt, Designwirtschaft, Filmwirtschaft, Rundfunkwirtschaft, Kunstmarkt, Markt für darstellende Kunst, Musikwirtschaft, Software- und Games-Industrie und Werbemarkt

Was kostet bei Euch ein Flexdesk / Hotdesk etc. pro Monat? Und was kostet ein fester Schreibtisch (Fixdesk) pro Monat?

Je nach Ateliergröße bewegen sich die Preise zwischen 155€ – 335€ im Monat.

Wer gerne einen Schreibtisch oder eine gemütliche Arbeitsecke für einen kurzen Zeitraum (unter einem Monat) benötigt kann für 10€ pro Tag alle Leistungen nutzen.

Welche Leistungen sind für Coworker in Eurem Space inklusive?

In den Atelierkosten sind bereits alle Leistungen wie Nebenkosten (z.B. Heizung), W-LAN, Küchennutzung, Strom gebündelt. So hat man immer einen sicheren und festen Preis und muss nicht mit Betriebskostenerstattungen rechnen.

Welche (besonderen) Angebote (Sprechstunden, Yoga, Massagen, Gründer-Frühstück, etc.) können Coworker in Eurem Space erwarten?

Das Oranienwerk bietet eine Vielzahl an besonderen Leistungen, die von allen Nutzern in Anspruch genommen werden können. Man ist Teil eines lebendigen Netzwerkes und profitiert von der stetig wachsenden Bekanntheit unseres Standortes. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, sich im hauseigenen Infozentrum zu präsentieren oder auch eigene Produkte zu vermarkten. Seit drei Jahren besteht eine enge Kooperation mit der Brandenburger Agentur für Kultur und Kreativwirtschaft. Durch regelmäßige kostenlose Beratungs- und Workshoptermine können sich auch gerade Start-ups umfassend informieren und weiterentwickeln. Auch werden im Haus Sport-, Yoga-, Meditations-, und Singkurse angeboten.

Thema Nachhaltigkeit: Spielen ökologische Gedanken in Eurer täglichen Arbeit oder in der Ausrichtung Eures Space eine besondere Rolle? Wenn ja, welche?

Wer ein über 100 Jahre altes Industrieensemble zu einem Kreativstandort umgestaltet, muss sich automatisch mit dem ökologischen Gedanken beschäftigen. Uns war es wichtig, dass wir bei der schonenden Sanierung der alten Hallen und Werkstätten besonderes Augenmerk auf wichtige Bauteile wie z.B. Fenster legte, die uns helfen, den Energiehaushalt für ein Objekt dieser Größe zu reduzieren. Auch achten wir auf die Nachhaltigkeit unserer Versorger und arbeiten daher z.B. auch mit Greenpeace Energy zusammen. Hausintern experimentieren wir mit dem Thema Urban Farm und haben bereits eine kleine Test Aquaponik (Aufzucht von Fischen in Aquakultur und der Kultivierung von Nutzpflanzen mittels Hydrokultur ) entwickelt.

… und wie lange bleibt Euch der durchschnittliche Coworker treu?

Denn meisten Nutzer gefällt es es anscheinend so gut, dass sie uns bereits mehr als 1 Jahr, teilweise schon seit Projektbeginn, die Treue halten.

Wie geht es weiter mit bzw. in Eurem Coworking Space? Was passiert als Nächstes? Was steht an? Was plant Ihr in der Zukunft?

Obgleich die weitere behutsame Entwicklung des Oranienwerks stetig vorangeht, wird dem Besucher des Areals ein entscheidendes Problem sehr schnell deutlich: es fehlt eine zentrale Anlaufstelle, an der sich Besucher umfassend informieren, orientieren und aufhalten sowie die vielfältigen Potentiale der zahlreichen Nutzer nachvollziehen, bewundern oder auch erwerben können. Im Rahmen eines aus Mitteln des Ministeriums für Wirtschaft und Energie des Landes Brandenburg sowie aus Mitteln der Europäischen Union (ESF) geförderten Projektes soll ein für die weitere Entwicklung des Standortes und der ansässigen Künstler entscheidender Raum geschaffen und vor allem belebt werden. Neben der Vermarktung von Erzeugnissen der ortsansässigen Künstler und Schaffenden soll der Raum auch für Künstler im Land Brandenburg geöffnet werden.

Und die wichtigste Frage zum Schluss: Wie sieht es bei Euch mit Kaffee aus?

Bei uns tatsächlich die wichtigste Frage 😉

Abgesehen davon, dass wir im Oranienwerk das Kaffee-Bistro „Die Kaffeetante“ haben, in dem es täglich frischen Kuchen, Suppe und Kaffee gibt, hat sich eine vielfältige Kaffeetrinker Kultur entwickelt. Viele Nutzer sind wahre Kaffeegenießer. Dadurch gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Kaffeeautomaten und Kaffeesorten in den einzelnen Ateliers. Man trifft sich daher mal bei diesem und mal bei jenem und genießt einen besonderen Kaffee und hält ein gemütliches Pläuschchen.

Gibt es sonst noch etwas, das Du uns über Euren Coworking Space erzählen möchtest?

Das Oranienwerk ist so vielfältig und facettenreich an seiner Nutzerstruktur und an den bestehenden Angeboten, dass es schwer ist dies alles zu beschreiben. Daher ist jeder herzlich eingeladen, einfach einmal vorbeizukommen und sich vor Ort ein eigenes Bild zu machen.

Möchten Sie, dass wir Ihren Coworking Space ebenfalls auf unserem Blog vorstellen? Schreiben Sie uns an hello@coworking.jetzt.