Titelbild: Von links: Jana (Olga von Luckwald), Kenny (Kelvin Kilonzo), Melina (Lena Meckel), Jens (László Branko Breiding), Nura (Mona Pirzad), Sophie (Karen Dahmen), Joachim (Dominik Weber)
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Die neue ZDFneo Serie Start the fck up spielt auf witzige Art und Weise mit den Klischees der Coworking-Szene. Und das nicht zu knapp. Doch was ist dran an den Vorurteilen über junge StartUps und Selbstständige, die in einem hippen Coworking Space aufeinandertreffen?

„Vielleicht hatte Gott ja auch Phasen in seiner Karriere, in denen er im Coworking Space unter dem Schreibtisch schlafen musste“, versucht Jana (Olga von Luckwald) sich aufzumuntern, als sie genau das tut: im Coworking Space unter dem Schreibtisch übernachten. Die neue achtteilige ZDFneo Comedyserie Start the fck up (seit dem 02. November in der Mediathek verfügbar und dienstags um 23.15 Uhr auf ZDFneo) erzählt von der jungen Frau, die von ihrem Freund und ihrer besten Freundin aus ihrer eigenen Firma geworfen wird. Nun braucht sie dringend einen Arbeitsplatz, um all ihre anderen genialen Ideen zu verwirklichen. So landet sie im Coworking Space The Next.

Dort wird sie direkt begrüßt vom etwas überdrehten Coworking Manager Joachim (Dominik Weber) mit den Worten „Der Coworking Space, in dem aus Schnapsideen DAX-Ideen werden“. Da will jemand hoch hinaus. Und schon rattert er ihr die zahlreichen Buchungsoptionen herunter, die bei The Next angeboten werden. (Smart, Business Smart, Team Smart, Team Smart Business, Superior Business Team Smart, Superior Business Team Smart Royale). Prompt ertönen aus der Superior Area, wo es laut Coworking Manager Joachim ständig etwas zu feiern gibt, Jubelrufe und Feuerwerksgeräusche. Aufgrund mangelnder finanzieller Mittel entscheidet Jana sich schließlich für den Tarif First Year, First idea, laut Joachim ideal geeignet für die „Küken der StartUp Szene“.

StFu Jana Joachim

Joachim (Dominik Weber, r.) stellt Jana (Olga von Luckwald, l.) den anderen Co-Workern im „The Next“ vor.
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Ein Coworking Space zwischen Himmel und Hölle

Jana landet somit also im StartUp Bereich, wo sie auch direkt auf ein paar spannende Charaktere trifft. Spätestens hier packt Start the fck up sämtliche Klischees aus und präsentiert die wohl vorurteilsbehaftetsten Coworker, die man sich vorstellen kann. Zum Beispiel Axel (Simon Steinhorst). Er läuft nur mit Handtuch bekleidet herum und sprüht sich mit dem Deo ein, das er gerade neu erfunden hat. Kenny (Kelvin Kilonzo) hat einen Löffel-Ventilator kreiert, der automatisch das Essen auf dem Löffel abkühlt. Sophie (Karen Dahmen) und Nura (Mona Pirzad) besamen bei Janas Ankommen gerade Würmer, die aus Plastikmüll Kompost machen sollen. Und dann sind da noch Melina (Lena Meckel), die Influencerin, in die Kennys Assistent Jens (László Branko Breiding) unsterblich verliebt ist und der etwas gruselige Swen (Denis Schmidt), der nur nachts seinen kleinen Extraraum zu verlassen scheint.

Kenny

Kenny (Kelvin Kilonzo) ist eine echte Ideenmaschine. Leider war noch keine davon so richtig erfolgsversprechend.
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Kaum versucht Jana, sich zu konzentrieren, scheint sie die Entscheidung, in einem Coworking Space untergekommen zu sein, auch schon zu bereuen. Stinkende Zwiebelbrötchen, blendende Schminkspiegel und lautes Tastaturklappern treiben sie fast in den Wahnsinn. Auch der aufmüpfige Joachim geht Jana gehörig auf den Keks, denn sie möchte definitiv kein Kokosnuss-Kissen, um einen Powernap einzulegen. Allerdings erscheint ihr der Kreativkurs, den er anbietet, plötzlich ganz verlockend. So landet sie wenig später im Kurs No fears, just ideas. Und los geht es mit einer Traumreise, geleitet von dem abgedrehten Coworking Manager.

Aber auch das hilft ihrer Kreativität leider nicht auf die Sprünge. Doch je weniger geniale Ideen Jana findet, desto mehr Kontakte knüpft sie mit den anderen StartUpern – nicht nur während, sondern auch nach der Arbeit. Und schwupp: bringen die Gespräche mit den anderen sie auf eine Idee, die sich tatsächlich als genial entpuppen könnte.

StFu Jana

Programmiererin Jana (Olga von Luckwald) will das nächste große Ding landen. Wird ihr das ganz alleine gelingen?
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Zwischen Klischee-Coworkern und Kreativkurs: Ist das die Coworking-Realität?

Start the fck up spielt unweigerlich mit sämtlichen Klischees der Coworking-Welt. Und einige davon treffen mit Sicherheit auch zu, besonders in den hippen Coworking Spaces in Großstädten. Aber es gibt nicht nur die Coworking Spaces, in denen StartUps, Influencer und hippe Selbstständige zusammenkommen und den ganzen Tag über plastikfressende Würmer und Löffel-Ventilatoren diskutieren. Nein, gerade in den letzten Monaten sind Coworking Spaces vor allem für Unternehmen zunehmend interessant geworden. Und das besonders in den ländlicheren Regionen, wo immer noch viele Menschen weit bis zu ihrem Arbeitsplatz pendeln müssen. Trotzdem finden sich natürlich wie in der Serie auch Selbstständige und Gründerteams in Coworking Spaces ein. Ob diese dann aber auch nur mit Handtuch bekleidet durchs Büro laufen oder unter dem Schreibtisch übernachten? Eher weniger.

Ein Coworking Manager – wobei Joachim in Start the fck up als Concierge bezeichnet wird – ist aus Coworking Spaces natürlich nicht wegzudenken. Allerdings läuft dieser im Normalfall weder mit Kokosnusskissen durch die Gegend, noch verspeist er diese versehentlich zum Mittagessen oder verteilt gelbe und rote Karten für Fehlverhalten während der Traumreise im Kreativkurs. Allerdings ist der Coworking Manager durchaus dafür zuständig, dass im Space alles läuft – sowohl verwaltungs- als auch communitymäßig.

StFu Cast

Von links: Melina (Lena Meckel), Jens (László Branko Breiding), Jana (Olga von Luckwald), Kenny (Kelvin Kilonzo), Sophie (Karen Dahmen), Nura (Mona Pirzad), Joachim (Dominik Weber).
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Und ja, es gibt auch Coworking Spaces, in denen es Yogakurse oder ähnliches gibt. Allerdings sehen die vermutlich um einiges entspannter aus als der Kreativkurs, den Joachim leitet. Unter dem Schreibtisch schlafen empfiehlt sich im herkömmlichen Coworking Space wohl auch nicht, allerdings ist das bei The Next auch nicht erlaubt, was Jana aber nicht davon abhält. Einen 24/7 Zugang und somit die Möglichkeit zum Arbeiten rund um die Uhr hingegen gibt es in zahlreichen Coworking Spaces tatsächlich. Verschiedene Angebote sind im Coworking Space ebenfalls Standard. Allgemein bekannt sind aber eher Begriffe wie „Fix Desk“, „Flex Desk“, „OpenSpace“ oder „Büroraum“ und weniger solche wie die Angebote, die Joachim Jana in Start the fck up unterbreitet. Apropos OpenSpace: Geruchsbelästigungen durch die Speisen der anderen Coworker kommen wohl auch eher selten vor. Immerhin sind Coworking Spaces in der Regel mit einem extra Essbereich ausgestattet. Und viele haben auch spezielle Areas, in denen man sich einfinden kann, wenn man mal seine Ruhe braucht und ohne Ablenkung durch Tastaturklappern arbeiten möchte.

Den Nagel auf den Kopf getroffen

Am wichtigsten erscheinen aber die Kernaussagen der Serie: Zusammen arbeitet es sich viel besser als allein. Austausch bringt Kreativität mit sich. Und Fremde im Büro können schnell zu helfenden Händen und auch zu Freunden werden. Und genau das ist einer der wichtigsten Aspekte beim Coworking: die Community. Und die gibt es auch im nicht-fiktionalen Coworking Space. Sie bringt Austausch, Ideenreichtum und Hilfe bei Not am Mann mit sich. Und vielleicht sogar die ein oder andere Freundschaft. An einigen Stellen mag Start the fck up also etwas übertrieben mit Klischees spielen (wobei diese mit Sicherheit auch nicht aus dem Nichts kommen), aber in diesem Punkt behält die Serie definitiv Recht. Das einzige Klischee, das (zumindest in der ersten Folge) aber nicht bedient wird? Kaffee!