Seminararbeit von Simon Schicht und Mirjam Blum im Rahmen des Seminars „Entrepreneurs and Entrepreneurial Networks“ am Lehrstuhl Personal und Organisation am Institut für Wirtschaftswissenschaften der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.


 

Die gesamtgesellschaftlichen Megatrends Globalisierung und Digitalisierung prägen seit einigen Jahrzehnten den Arbeitsalltag sowie das private Leben vieler Menschen. Immer mehr Menschen arbeiten selbstständiger, oft nur mit einem Laptop oder Smartphone und Internetzugang ausgestattet (vgl. Potts und Waters-Lynch 2017). Sie haben somit die Möglichkeit von unterschiedlichen Orten aus zu arbeiten, sei es ein Café, eine Bibliothek, von zu Hause oder von geteilten Büroräumlichkeiten aus. Besonders die letztere Arbeitsmöglichkeit erfolgt einem starken Wachstumstrend. Auch in Freiburg und Umland wurden in kürzester Zeit zwei neue Coworking Spaces eröffnet. Zahlreiche InvestorInnen wittern Profite und so sind allein im Jahr 2018 Investments in Höhe von rund 400 Millionen US-Dollar in dieses Segment geflossen (Vgl. Babu 2018). Obwohl oberflächlich betrachtet ein Coworking Space nicht sehr viel mehr als eine Kombination aus Café und Bibliothek darstellt, werden bei näherer Betrachtung vielzählige Gründe offensichtlich, warum Menschen monatlich eine Gebühr bezahlen an diesen Orten arbeiten zu dürfen. So werden in der relevanten Literatur und auch auf Gründungsszene-Nahen Plattformen die gute Ausstattung, erhöhte Produktivität, Kostenersparnisse im Vergleich zu eigenen Büroräumlichkeiten und bessere Netzwerk-Möglichkeiten genannt. Besonders das vereinfachte und effiziente Netzwerken wurde als Kernvorteil von Coworking Spaces aufgeführt. Gleichzeitig werden Netzwerke auch für GründerInnen als wichtiger Wettbewerbsvorteil und Erfolgsfaktor genannt (vgl. Witt 2004; Rothaermel 2001). Durch die steigende Anzahl an WissensarbeiterInnen, also eben jenen Menschen, die neben ihrem Wissen häufig nur einen Laptop und Internetzugang benötigen, und damit einhergehend auch an Startups in „Wissens“-Bereichen wächst daher zunehmend die Relevanz von Netzwerken (vgl. Kollmann et al. 2017). Als HauptnutzerInnen der Coworking Spaces, also die Coworker, gelten daher genau diese WissensarbeiterInnen in Form von Freelancern und GründerInnen. Doch was macht Coworking Spaces attraktiv für Startups? Was ist der tatsächliche Nutzen bzw. die Serviceleistungen, welche Coworker mit ihrer monatlichen Gebühr erhalten? Funktioniert das Netzwerken wirklich so einfach wie allgemein angenommen? Gibt es auch Nachteile an Coworking Spaces? Und ist dieser Trend nachhaltig bzw. ein Konzept für die Zukunft?

Diese Arbeit möchte auf diese Fragen innerhalb folgender Forschungsfrage adäquate Antworten finden: „Tragen Coworking Spaces zu dem Erfolg eines Startups bei?“ Das Ziel ist hierbei Erfolgsfaktoren und Vorteile von Coworking Spaces für Startups gegenüber dem Homeoffice, dem Anmieten eigener Büroräumlichkeiten oder Arbeiten in einem Café herauszuarbeiten. Dabei geht es jedoch nicht um die Quantität, sondern es wird vielmehr versucht durch qualitatives Datenmaterial in Form von relevanter Literatur und zwei geführten Experteninterviews, Beispiele aufzuzeigen, um den Trend der Coworking Spaces nachzuvollziehen und kritisch zu beleuchten. Da der Diskurs in der Literatur um diesen neuen Trend noch sehr jung ist, dienen die Interviews zum Untermauern der Literatur und um einen Bezug zur Praxis zu gewährleisten.

Um dieser Intention gerecht zu werden, liegt dieser Seminararbeit mit dem Titel „Coworking Spaces – ein Erfolgsgarant für Startups“ eine Grobgliederung in drei Teile zugrunde. Zunächst soll, mit Hilfe von Definitionen relevanter Begrifflichkeiten, ein Überblick über den theoretischen Rahmen dieses Forschungsgebietes geschaffen werden. Dieser Teil dient als Basis für den darauffolgenden Abschnitt: die Auseinandersetzung mit selbst aufgestellten Annahmen über die Besonderheiten von Coworking Spaces. Der letzte Teil soll ein Fazit, praktische Implikationen für Startups und GründerInnen in Coworking Spaces und einen Ausblick geben.

Die Seminararbeit gliedert sich in vier weitere Teile:

Kapitel 2 – Theoretischer Hintergrund
Kapitel 3 – Annahmen zu Besonderheiten von Coworking Spaces
Kapitel 4 – Auseinandersetzung mit den erarbeiteten Annahmen
Kapitel 5 – Fazit